Ministerin: Schließung von Schlachthöfen bringt Tierschutzprobleme

Hannover (dpa) - Die coronabedingten Einschränkungen in Schlachthöfen

bringen viele landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen in
Existenznot. Agrarministerin Barbara Otte-Kinast sagte im Landtag:
«Aus vielen persönlichen Gesprächen weiß ich, dass die Verzweiflung

der Tierhalter sehr groß ist.» Weinende Frauen und Männer riefen sie

an, sagte die CDU-Politikerin mit stockender Stimme. Sie würden ihre
Schweine nicht mehr los. «Ich wäre froh, wenn ich diesen Menschen
sagen könnte, dass das Schlimmste schon überstanden ist», sagte die
sichtlich emotionale Ministerin. Doch damit könne nicht gerechnet
werden. Die Tierhalter müssten ihre Erzeugung drosseln, auch wenn das
erst in einigen Monaten greife.

«Wir werden in den nächsten Wochen ein gravierendes Tierschutzproblem
in vielen Ställen bekommen», sagte Otte-Kinast mit Blick darauf, dass
die Halter keine Abnehmer für ihre Tiere mehr finden. Die Notlage
wird noch durch die Einfuhrverbote für deutsches Schweinefleisch in
vielen Ländern wegen der Afrikanischen Schweinepest verschärft.

Der Landkreis Emsland hatte verfügt, dass der Schlachthof Sögel wegen
über 100 Corona-infizierten Beschäftigten ab Sonntag für mehr als
drei Wochen geschlossen werden muss. Die Tönnies-Tochter Weidemark
wehrt sich gerichtlich dagegen. Auch in einem Vion-Schlachthof in
Emstek (Landkreis Cloppenburg) gibt es mehr als 60 Corona-Fälle. Dort
haben die Behörden bisher nur Einschränkungen verfügt.

Nach Angaben der Ministerin entfallen dadurch für etwa 120 000
Schweine in der Woche die Schlachtkapazitäten. Beide Betriebe
stellten zusammen 40 Prozent der Schlachtkapazitäten für Schweine in
Niedersachsen.