Trotz Corona-Pause: Brandenburger Schüler müssen nicht nachsitzen

Die meisten Brandenburger Schüler können aufatmen: Zusätzlicher
Unterricht in ihrer Freizeit wegen der Corona-Zwangspause im Frühjahr
ist nur in Ausnahmefällen zu erwarten. Große Defizite gibt es in der
Sekundarstufe 1 allerdings in einem Kernfach.

Potsdam (dpa/bb) - Trotz der wochenlangen Schulschließungen wegen der
Corona-Pandemie müssen die meisten Brandenburger Schüler nicht noch
zusätzlich in ihrer Freizeit pauken. «Die Rückmeldungen aus den
Schulen zeigen, dass flächendeckender Unterricht an Samstagen oder in
den Ferien nicht notwendig ist», sagte Bildungsministerin Britta
Ernst (SPD) am Mittwoch zu den Ergebnissen der Lernstands-Erhebungen
zu Beginn des Schuljahres. «An einzelnen Schulen kann es das
allerdings geben.»

So wollen 28 Grundschulen zusätzliche Lernzeiten an Wochenenden
anbieten. Dies werde in jedem Fall mit den Eltern abgesprochen,
betonte die Ministerin. Einen Bedarf für Unterricht in den Ferien
habe bislang keine Schule angemeldet. «Wir freuen uns, dass die
Wochenenden meist den Familien gehören und die Ferien geplant werden
können.»

Der Lernstand wurde in den Grundschulen und in der Sekundarstufe 1 in
den Kernfächern wie Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache
ermittelt. Dabei zeigten sich die größten Defizite in den Fächern
Deutsch und Mathematik, wie die zuständige Referatsleiterin im
Bildungsministerium, Birgit Nix, erläuterte. Die Schulen wollen die
Defizite mit der Erhöhung der Wochenstunden in den Problemfächern,
zusätzlichen Lehrern und freiwilligen Lernangeboten ausgleichen.

Für Vertretungslehrer stellt die Landesregierung in diesem Jahr ein
größeres Budget in Höhe von acht Millionen Euro bereit. Außerdem
sollen Lehramtsstudenten an den Schulen eingesetzt werden. Dafür
hätten sich bereits 450 Interessenten gemeldet, berichtete Nix.

Einen besonderen Rückstand meldeten die Schulen in den Klassen der
Jahrgangsstufen 9 und 10: Dort zeigten 14,2 Prozent der Schulen
Unterstützungsbedarf im Fach Mathematik an, während es bei anderen
Kernfächern deutlich weniger waren. «Dieses Problem begleitet uns
aber schon länger und ist nicht nur coronabedingt», erklärte Ernst.

Der Landesschülerrat habe gemeldet, dass die Abiturienten die
Osterferien selbstständig für die Vorbereitungen auf die Prüfungen
nutzen wollten, sagte Ernst. Die Standards für die Abiturprüfungen
sollen anders als beim Mittleren Abschluss nicht gesenkt werden. Für
diese Prüfung zum Abschluss der Jahrgangsstufe 10 soll der
Bewertungsschlüssel etwas kulanter gehandhabt werden. Damit soll
Ernst zufolge erreicht werden, dass den Schülern nach den
wochenlangen Schulschließungen keine Nachteile entstehen.

«Diese Überprüfung war für die Lehrkräfte ein riesiger Aufwand un
d
ein Kraftakt», betonte der bildungspolitische Sprecher der
CDU-Landtagsfraktion, Gordon Hoffmann. Es sei gut, dass keine Ferien
gestrichen werden müssten und auf flächendeckenden Unterricht am
Wochenende verzichtet werden könne. «Wichtig ist aber, dass die
Kinder, die Nachholbedarf haben, nun auch die entsprechende Förderung
bekommen.»