Trump zurück im Weißen Haus - Arzt gibt noch keine Entwarnung

Vier Wochen vor der US-Wahl will Corona-Patient Trump ein Zeichen der
Stärke setzen und kehrt ins Weiße Haus zurück. Er fühle sich besser

als vor 20 Jahren, verkündet der Präsident. Kritikern gibt Trump mit
seinem Verhalten nach der Entlassung aus der Klinik neue Munition.

Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump ist nach einer
dreitägigen Krankenhaus-Behandlung wegen seiner Covid-Erkrankung ins
Weiße Haus zurückgekehrt. Trump inszenierte seine Ankunft am
Montagabend (Ortszeit) als Demonstration von Stärke: Er stieg die
Treppe zum Balkon auf der Südseite seiner Residenz hoch, nahm dort
die Gesichtsmaske ab und salutierte dem Piloten seines abfliegenden
Hubschraubers. Danach nahm der Präsident ein Video auf, in dem er
seine Landsleute aufrief, keine Angst vor dem Virus zu haben.

Trump war in der Klinik unter anderem mit einem noch experimentellen
Antikörper-Mittel behandelt worden. Nach Einschätzung des
renommierten Epidemiologen Anthony Fauci könnte dies entscheidend zu
einer schnellen Verbesserung von Trumps Gesundheitszustand
beigetragen haben. «Ich habe einen starken Verdacht, dass ihm das
geholfen hat», sagte Fauci im Nachrichtensender CNN. Das Mittel war
von der Biotech-Firma Regeneron auf Anfrage der Präsidenten-Ärzte
bereitgestellt worden. Es wird für gewöhnliche Patienten noch lange
nicht verfügbar sein.

Trump bekräftigte seinen Aufruf an die Amerikaner, sie sollten sich
nicht vor dem Virus fürchten. «Lasst es nicht Euer Leben beherrschen.
Habt keine Angst davor», sagte der Präsident in einem am Montagabend
(Ortszeit) auf dem Balkon des Weißen Hauses aufgenommenen Video.
«Geht raus, seid vorsichtig.»

Zuvor hatte Trump bei Twitter geschrieben, er fühle sich besser als
vor 20 Jahren. «Es ging mir nicht so gut», sagte er dann im Video zu
seiner Erkrankung. «Aber vor zwei Tagen fühlte ich mich wieder
großartig, besser als ich mich seit langem gefühlt habe.» Vielleicht

sei er jetzt immun gegen das Coronavirus, mutmaßte der Präsident. Er
wirkte immer noch etwas kurzatmig.

Trump dürfte noch ansteckend sein und müsste nach Vorgaben von
Gesundheitsbehörden die Maske tragen, um Personen in seiner Nähe zu
schützen. Er nahm sie aber ab, während Kameraleute des Weißen Hauses

in seiner Nähe waren.

Der US-Präsident wurde am Montagabend (Ortszeit) aus dem
Walter-Reed-Krankenhaus in einem Vorort von Washington entlassen und
per Hubschrauber ins Weiße Haus gebracht. Sein Leibarzt Sean Conley
schränkte zwar ein, dass Trump «noch nicht über den Berg» sei.
Zugleich betonte er aber, dass der Präsident im Weißen Haus rund um
die Uhr die beste medizinische Versorgung bekommen werde. Er benötige
nichts, wofür er im Krankenhaus bleiben müsse. Trump war am Freitag
in die Klinik geflogen worden.

Conley sagte am Nachmittag, dass er voraussichtlich erst kommende
Woche Entwarnung für den Krankheitsverlauf geben könne. «Wenn wir
durch das Wochenende bis zum Montag kommen und sein Zustand genauso
bleibt oder sich verbessert, dann können wir alle schließlich
erleichtert aufatmen», sagte Trumps Leibarzt.

In vier Wochen steht in den USA die Präsidentschaftswahl an. Trump
kündigte am Montagabend auf Twitter an, er werde seinen wegen der
Erkrankung ausgesetzten Wahlkampf bald wieder aufnehmen. Er plane
auch weiterhin, an der zweiten TV-Debatte mit Herausforderer Joe
Biden am 15. Oktober teilzunehmen, sagte ein Sprecher von Trumps
Wahlkampfteam dem TV-Sender Fox News.

Auf Kurs ist auch die Debatte des stellvertretenden Präsidenten Mike
Pence mit Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris am Mittwochabend in
Salt Lake City im Bundesstaat Utah. Pence und Harris sollen dabei
laut Medienberichten von einer Plexiglas-Scheibe getrennt werden.

Biden appellierte bei einem Auftritt am Montagabend an seine
Landsleute, Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. «Es sollte als
patriotische Pflicht betrachtet werden», weil man damit seine
Mitbürger schütze, betonte er.

Das US-Wahljahr wird von der Corona-Pandemie überschattet. Bisher
starben in den Vereinigten Staaten mehr als 210 000 Menschen nach
einer Corona-Infektion. Trump, der sich am 3. November eine zweite
Amtszeit sichern will, werden schwere Versäumnisse im Umgang mit der
Pandemie vorgeworfen. In den vergangenen Wochen hielt er
Wahlkampfauftritte mit Tausenden Anhängern ab. Dabei trug er selbst
in der Öffentlichkeit oft keine Maske. Nach einer Veranstaltung im
Weißen Haus am 26. September wurden mehrere Teilnehmer positiv
getestet. Am Montag gab auch Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany ihre
Infektion bekannt.