Trump kann Klinik verlassen - Arzt gibt noch keine Entwarnung

Vier Wochen vor der Wahl sendet Corona-Patient Trump ein Zeichen der
Stärke: Er wird aus dem Krankenhaus entlassen. Der Präsident sagt, er
fühle sich besser als vor 20 Jahren. Doch sein Arzt gibt noch keine
vollständige Entwarnung.

Washington (dpa) - Nach nur drei Nächten im Krankenhaus wird der mit
dem Coronavirus infizierte US-Präsident Donald Trump aus dem
Krankenhaus entlassen. «Fühle mich wirklich gut!», schrieb Trump
am Montag auf Twitter und kündigte an, das Walter-Reed-Hospital
wenige Stunden später zu verlassen. Trumps Leibarzt Sean Conley sagte
bei einer Pressekonferenz, dass er erst kommende Woche Entwarnung für
den Krankheitsverlauf geben könne. «Wenn wir durch das Wochenende bis
zum Montag kommen und sein Zustand genauso bleibt oder sich
verbessert, dann können wir alle schließlich erleichtert aufatmen»,
sagte Conley. Es gebe aber nichts, was gegen eine Entlassung sprechen
würde.

Vier Wochen vor der US-Wahl am 3. November könnte es mit Blick auf
die Covid-Erkrankung keine bessere Nachricht für den Präsidenten
geben als eine frühe Entlassung aus dem Krankenhaus. Das Wahljahr
wurde von der Corona-Pandemie überschattet. Trump, der sich im
November um eine zweite Amtszeit bewirbt, werden wegen der Vielzahl
an Toten schwere Vorwürfe im Umgang mit der Pandemie gemacht. In den
vergangenen Wochen war er viel durchs Land gereist, hielt
Wahlkampfauftritte mit Tausenden Anhängern ab und verzichtete dabei
nicht auf engen Kontakt mit anderen Menschen. Trumps Erkrankung
richtete ausgerechnet auf der Zielgeraden zur Wahl wieder ein
Schlaglicht auf die Pandemie.

Nun schrieb Trump: «Haben Sie keine Angst vor Covid.» Man dürfe nicht

zulassen, dass das Coronavirus das eigene Leben dominiere. «Unter der
Trump-Regierung haben wir einige wirklich großartige Medikamente und
Kenntnisse entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!»
Trump schürte die Hoffnungen auf eine baldige Verfügbarkeit eines
Impfstoffs. Seinen bisherigen Krankheitsverlauf dürfte er nutzen, um
seiner Darstellung Nachdruck zu verleihen, dass es aber schon jetzt
erfolgreiche Behandlungsmethoden gegen das Virus gäbe und ein Ende
der Pandemie in Sicht sei.

Seit Beginn der globalen Krise sind in den USA mehr als 7,4 Millionen
Ansteckungen nachgewiesen worden, fast 210 000 Menschen sind nach
einer Infektion gestorben. Die Pandemie ist noch immer nicht unter
Kontrolle. Selbst das Weiße Haus hat mit einem Ausbruch zu kämpfen
und die Ausmaße werden erst nach und nach klar. Mehrere Personen aus
Trumps Umfeld haben sich angesteckt, darunter die First Lady, Trumps
Wahlkampfmanager und eine seiner engsten Beraterinnen. Am Montag
wurde die Infektion seiner Sprecherin Kayleigh McEnany bekannt.

Trump hatte seine Corona-Infektion am Freitag nach Mitternacht
US-Ostküstenzeit bekanntgegeben und war keine 24 Stunden später per
Helikopter ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda nördlich
von Washington gebracht worden. Am Wochenende gab es widersprüchliche
Angaben zu seinem Gesundheitszustand. Am Sonntag war klar: Der
Zustand des Präsidenten war zwischenzeitlich ernster als zunächst
dargestellt. Mit seinen 74 Jahren gehört Trump zu einer
Corona-Risikogruppe.

Trumps Leibarzt Sean Conley betonte, Trump werde auch im Weißen Haus
und dem dort befindlichen Krankenhaustrakt «24 Stunden am Tag
erstklassige medizinische Versorgung» bekommen. Obwohl «er noch nicht
endgültig über den Berg ist», sei das Ärzteteam der Ansicht, dass
Trump aus dem Krankenhaus entlassen werden könne.

Das Weiße Haus hatte Trumps Verlegung ins Krankenhaus am Freitag als
reine Vorsichtsmaßnahme dargestellt. Doch wenige Stunden nach seinem
positiven Corona-Test hatte Trump hohes Fieber und die
Sauerstoffsättigung seines Blutes sank unter 94 Prozent, weshalb er
zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekam. Am Samstag fiel die
Sauerstoffsättigung erneut auf rund 93 Prozent. Wenn der Erreger
Sars-CoV-2 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit
Sauerstoff versorgt. Diese Details räumten die Ärzte erst am Sonntag

ein.

Wegen des vorübergehenden Sauerstoffabfalls bekam Trump das Steroid
Dexamethason verabreicht, was die Weltgesundheitsorganisation zur
Behandlung von Patienten mit einem schweren Covid-19-Verlauf
empfiehlt. Zudem hatte er unter anderem einen Antikörper-Cocktail -
eine experimentelle Behandlungsmethode - bekommen und wird mit dem
Mittel Remdesivir behandelt. Experten sahen in den Medikamenten
Hinweise für einen schweren Verlauf der Erkrankung.

Trump hat sich in der Vergangenheit mit seinem guten
Gesundheitszustand gerühmt, der ihm bei den für US-Präsidenten
üblichen jährlichen Checks zuletzt im Juni bescheinigt wurde. Ein
Krankenhausaufenthalt ist mit diesem Selbstbild nur schwer vereinbar.
US-Medienberichten zufolge drängte er auf eine schnelle Entlassung.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei
Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50
bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren
gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes
und Übergewicht.