Rülke hält Alltagsmasken nicht für tauglich - lieber Abstand halten

Hans-Ulrich Rülke hat gleich mehrere Masken zur Hand, wenn er
unterwegs ist. Meist stecken sie in der Jackettasche - auch wenn er
nicht so richtig an den Virenschutz glaubt. Der FDP-Politiker hält
andere Tipps für sinnvoller, um sich und andere zu schützen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz der strikten Auflagen und allgemeinen
Akzeptanz hält FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke Masken für wenig
tauglich im Kampf gegen das Coronavirus. «Ich glaube, wenn man
Abstand hält, wenn man auf Hygiene achtet mit Händewaschen sowie
Desinfektionsmitteln und dann noch ordentlich lüftet, dann eignet
sich das mehr als eine Alltagsmaske», sagte Rülke der dpa. Allerdings
machten die Masken auf das Corona-Risiko aufmerksam, das es nach wie
vor gebe, räumte der FDP-Politiker ein.

Er sei zwar nicht überzeugt von der medizinischen Wirksamkeit des
Mund- und Nasenschutzes, außerdem sei dieser «ein Handelskiller für
den Einzelhandel». Dennoch rechne er nicht damit, dass die
Maskenpflicht auf absehbare Zeit aufgehoben werde, sagte Rülke.
Zunächst müssten die meisten Menschen in Deutschland einen Zugang zu
einem - künftigen - Impfstoff bekommen.

In Baden-Württemberg muss ein Schutz in Bussen und in Bahnen ebenso
getragen werden wie in Geschäften und Einkaufszentren, beim Friseur,
in Arztpraxen und an Schulen außerhalb des Unterrichts, von Fahr- und
Flugschülern. Seit Anfang Oktober gilt die verschärfte Maskenpflicht
auch in Gaststätten, Restaurants, Bars oder Kneipen, wenn sich Gäste
nicht am Platz befinden - zum Beispiel auf dem Weg zum Tisch, zur
Toilette oder zum Buffet.

Den Träger selbst schützt eine Alltagsmasken nach bisheriger Kenntnis
nur vor größeren Tröpfchen. Außerdem verhindert sie, dass man sich

unbewusst mit schmutzigen Händen an Mund oder Nase fasst. Nach
Einschätzung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung tragen

Alltagsmasken aber dazu bei, andere Menschen zu schützen. «Die
Mund-Nasen-Bedeckung hält vor allem größere Tröpfchen zurück»,
heißt
es bei den Gesundheitsexperten. Am besten sei es aber, stets einen
Mindestabstand von 1,50 Meter zu anderen Menschen einzuhalten.

Einen weiteren flächendeckenden Lockdown lehnt Rülke strikt ab. «Wir

müssen den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie regional und lokal
bekämpfen», sagte er. «Generell verschärfende und landesweite
Maßnahmen tragen wir nicht mehr mit.» Wichtig seien örtlich
beschränkte Auflagen, sollte es in einigen Gebieten ein stärkeres
Infektionsgeschehen geben. Es sei nicht sinnvoll, bei einer
eskalierenden Zahl von Infektionen in Flensburg einen Lockdown in
Konstanz zu veranlassen.

Die Landesregierung dürfte sich bei Entscheidungen über Auflagen und
Lockerungen nicht allein an der Zahl der Infektionen orientieren,
forderte Rülke. «Zahlen können nur ein Parameter sein», sagte er.
«Das entscheidende Kriterium ist, dass unser Gesundheitssystem nicht
an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kommt.» Neben der Zahl der
positiv getesteten Menschen müsse die Situation in den
Intensivstationen der Krankenhäuser ebenso in den Blick genommen
werden wie die Zahl der schweren Fälle und der Umfang der betroffenen
Region.

Überschreiten ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt den von Bund
und Ländern vereinbarten Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen auf
100 000 Einwohner binnen einer Woche, wird eine «Notbremse» mit
strengeren Beschränkungen für die Region gezogen. Die Obergrenze
wurde von Bund und Ländern vereinbart, um unkontrollierte
Corona-Ausbrüche zu vermeiden.