Ausschreitungen bei Demonstrationen am Wochenende in Berlin

Mit Sitzblockaden, Pyrotechnik und Steinwürfen versuchen linke
Demonstranten am Tag der Deutschen Einheit, eine Neonazi-Demo zu
verhindern. Andere Demos verlaufen friedlicher. Insgesamt nimmt die
Polizei 150 Menschen fest.

Berlin (dpa/bb) - Mehrere Tausend Menschen sind am Wochenende in
Berlin bei verschiedenen Demos auf die Straßen gegangen. Demonstriert
wurde unter anderem für den Erhalt des Hausprojekts «Liebig 34»,
gegen einen Neonnazi-Aufmarsch und gegen die Corona-Maßnahmen. Dabei
kam es immer wieder zu Ausschreitungen. Insgesamt wurden 150 Menschen
festgenommen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. 36 Polizisten
wurden demnach verletzt, ein Polizist kam zur stationären Behandlung
in ein Krankenhaus.

AUFMARSCH DER RECHTSEXTREMEN PARTEI «III. WEG»

Die meisten Festnahmen standen laut Polizei in Zusammenhang mit einem
Aufmarsch der rechtsextremen Partei «Der III. Weg» in
Hohenschönhausen und insbesondere der Gegendemonstration dazu.
Demnach wurden unter anderem Ermittlungsverfahren wegen
Landfriedensbruch, Widerstands, tätlichen Angriffs und
Sachbeschädigungen eingeleitet.

Rechtsextreme hatten für Samstag eine Demo unter dem Motto «Ein Volk
will Zukunft» angemeldet. Unter anderem das «Berliner Bündnis gegen

Rechts» hatte angekündigt, den Aufmarsch am Tag der Deutschen Einheit
blockieren zu wollen. Die Polizei schätzte die Zahl der
Gegendemonstranten auf rund 1500. Darunter waren mehrere Hundert
Vermummte, die Steine und Pyrotechnik auf die Polizisten warfen sowie
Autos demolierten. Es kam zu vereinzelten Angriffen von Demonstranten
beider Lager aufeinander.

Die Gegendemonstranten verhinderten laut Polizei mit einer
Sitzblockade, dass der Zug am S-Bahnhof Wartenberg starten konnte.
Eine angebotene Alternativroute lehnte der Veranstalter zunächst ab.
Später nahm der Demonstrationszug wegen der Blockaden eine verkürzte
Route. Am Samstagabend löste sich die Menschenmenge nach einer
Abschlusskundgebung der Rechten nach Polizeiangaben langsam auf.
Insgesamt zählten die Beamten rund 300 Menschen aus dem rechten
Spektrum.

«LIEBIG 34»

Später am Abend demonstrierten laut Polizei rund 2000 Menschen gegen
die nächste Woche geplante Räumung des linksradikalen Symbolhauses
Liebigstraße 34 in Berlin-Friedrichshain. Sie zogen in einem
Demonstrationszug von der Samariterstraße Richtung Volkspark
Friedrichshain, die Route führte auch an dem
«anarcha-queer-feministischen» Hausprojekt in der Liebigstraße
vorbei.

Nach Angaben der Polizei wurden während der Demonstration
Feuerwerkskörper, Bengalos und Nebeltöpfe gezündet und zum Teil in
Richtung der Einsatzkräfte geworfen. Vereinzelt wurden Polizisten
angegriffen und mit einer unbekannten Flüssigkeit besprüht.

DEMONSTRATION GEGEN CORONA-POLITIK

Viele Teilnehmer einer Demonstration am Brandenburger Tor verstießen
gegen die Maskenpflicht und hielten die Abstandsregeln nicht ein.
«Trotz mehrfacher Lautsprecherdurchsagen halten sich viele
Demonstranten nicht an die Regeln», sagte ein Polizeisprecher am
Nachmittag. Die Polizei nahm die Personalien der Menschen auf, die
gegen die Regeln verstießen, und schrieb Anzeigen.

Rund 300 Demonstranten versammelten sich nach Angaben der Polizei auf
dem Platz des 18. März am Brandenburger Tor unter dem Motto «Frieden,
Meinungsfreiheit und Demokratie».