Start an einem anderen Tag: Neuer Bond-Film schon wieder verschoben Von Philip Dethlefs, dpa

Mit dem neuen James-Bond-Film hatten viele Kinobesitzer die Hoffnung
verknüpft, dass es nach der Corona-Krise wieder bergauf geht. Jetzt
wird der Filmstart zum vierten Mal verlegt. Die Branche ist empört.

London (dpa) - Der neue James-Bond-Film «Keine Zeit zu sterben» ist
sechs Wochen vor dem geplanten Start erneut verschoben worden - jetzt
schon zum vierten Mal. Der Agententhriller mit Daniel Craig soll erst
am 2. April 2021 ins Kino kommen. Die Ankündigung der Produzenten
enttäuschte nicht nur Fans, sie verärgerte besonders Kinobetreiber,
die um ihre Existenz fürchten. Mit dem neuen Blockbuster hatten viele
die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Kinogeschäfts verbunden.

Die Mitteilung der Produzenten am vergangenen Freitag kam für viele
überraschend. Die PR-Kampagne für «Keine Zeit zu sterben» lief scho
n
auf Hochtouren. Ein neuer Trailer, Werbespots, Plakate und eine
James-Bond-Podcast-Reihe - es war alles vorbereitet für den Start in
diesem November. Am Tag vor der Nachricht hatte Popstar Billie Eilish
sogar noch ihr Musikvideo zum Titelsong «No Time To Die»
veröffentlicht. Die Absage-Entscheidung fiel offensichtlich
kurzfristig.

Einen Zusammenhang mit dem Coronavirus nannten die 007-Produzenten
nicht explizit, er gilt aber als sicher: Die miserablen
Einspielergebnisse des Christopher-Nolan-Films «Tenet», der als
einziger Blockbuster in diesem Sommer anlief, dürften dabei auch eine
Rolle gespielt haben. Laut der renommierten Branchen-Website «Box
Office Mojo» spielte die 200-Millionen-Dollar-Produktion bis Sonntag
rund 307 Millionen Dollar ein, davon magere 45 Millionen auf dem
wichtigen US-Markt, wo wegen der Pandemie immer noch viele Kinos
geschlossen sind. Zum Vergleich: Der bisher letzte Bond-Film
«Spectre» aus dem Jahr 2015 hatte weltweit 880 Millionen Dollar (751
Millionen Euro) in die Kassen gespielt.

Den neuen Starttermin für James Bond im April 2021 habe man gewählt,
«damit ein weltweites Kinopublikum den Film sehen kann», hieß es in
der knappen Mitteilung von MGM, Universal und der Produzenten
Michael G. Wilson und Barbara Broccoli. «Wir verstehen, dass die
Verzögerung für Fans enttäuschend ist, aber nun freuen wir uns
darauf, «No Time To Die» nächstes Jahr zu teilen.» Ob die Corona-La
ge
bis dahin besser geworden ist, ist allerdings völlig offen.

Und womöglich werden einige Kinos den Start gar nicht mehr erleben.
Die Branche ist wirtschaftlich schwer angeschlagen. Monate lang
mussten die Filmtheater schließen. Auch nach der Öffnung sind die
Besucherzahlen gering. Viele haben immer noch Angst, ins Kino zu
gehen. Andererseits fehlen den Betreibern große Publikumsmagneten.

Auch die Hollywood-Blockbuster «Black Widow», «The King's Man» und

«Top Gun Maverick» laufen nun erst im kommenden Jahr an. Die mehrfach
verschobene Comic-Verfilmung «Wonder Woman 1984» soll zwar kurz vor
Weihnachten starten - genauso wie «Dune», «Tod auf dem Nil» und der

Pixar-Animationsfilm «Soul». Insider rechnen allerdings mit weiteren
Änderungen. Der 25. James-Bond-Film galt vielen als letzte Hoffnung,
die Zuschauer noch in diesem Jahr zurück in die Kinosäle zu locken.

Der Start war schon drei Mal vertagt worden. Ursprünglich hatte er im
Oktober 2019 Premiere feiern sollen. Als der britische Regisseur
Danny Boyle wegen «kreativer Differenzen» im August 2018 von dem
Projekt zurücktrat, wurde der Start auf Februar 2020 verlegt. Unter
Boyles Nachfolger, dem US-Amerikaner Cary Joji Fukunaga, wurde der
Termin um zwei weitere Monate auf April korrigiert, um das Drehbuch
nachzubessern. Dann allerdings brach die Coronavirus-Pandemie aus.

Nach der neuerlichen Vertröstung zieht die internationale Kinokette
Cineworld jetzt offensichtlich Konsequenzen. Laut Medienberichten
will sie all ihre Filmtheater in Großbritannien und Irland sowie über
500 Kinos in den USA vorerst schließen. Cineworld hatte vor kurzem
Halbjahresverluste in Höhe von knapp 1,6 Milliarden US-Dollar (1,37
Mrd Euro) gemeldet. Die hätte allerdings auch der britische
Geheimagent James Bond allein nicht kompensieren können.