Marx würdigt Sozial-Enzyklika des Papstes als bedeutsamen Text

Rom/München (dpa/lby) - Kardinal Reinhard Marx hat die neue Enzyklika
von Papst Franziskus als bedeutsamen Beitrag für die Schaffung von
Frieden und Gerechtigkeit gewürdigt. «Ich bin sehr dankbar, dass der
Papst seine Stimme so deutlich erhebt, um den Beitrag der Kirche, ja
aller Religionen, zur Lösung der aktuellen Krisen, die unsere Welt
erschüttern, einzufordern und einzubringen», teilte der Münchner
Erzbischof am Sonntag mit.

«Eine tiefe Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach
Versöhnung und vor allem nach Zusammenhalt ist in der Corona-Pandemie
wie in einem Brennglas deutlich geworden, ebenso wie die weltweite
gegenseitige Abhängigkeit und der Mangel an wirksamer globaler und
multilateraler Kooperation.»

Der 83 Jahre alte Papst hat in der neuen Enzyklika seine Vision von
einer besseren Politik und einer solidarischen Gesellschaft nach der
Corona-Pandemie vorgelegt. Das Grundsatzdokument, das der Vatikan am
Sonntag veröffentlichte, trägt den Namen «Fratelli tutti - Über die

Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft». Der Papst wendet
sich darin gegen «wütende und aggressive Nationalismen». Es ist die
dritte Enzyklika des katholischen Kirchenoberhaupts.

«Jahrzehntelang schien es, dass die Welt aus so vielen Kriegen und
Katastrophen gelernt hätte und sich langsam auf verschiedene Formen
der Integration hinbewegen würde», schrieb der Papst. Nun sieht er
Hinweise auf Rückschritte: «Unzeitgemäße Konflikte brechen aus, die

man überwunden glaubte. Verbohrte, übertriebene, wütende und
aggressive Nationalismen leben wieder auf.»

Als Ziel des Rundbriefs benannte der Argentinier, er wolle «bei allen
ein weltweites Streben nach Geschwisterlichkeit zum Leben erwecken».
Er forderte mehr Gerechtigkeit und Ethik in der Politik und unter den
Menschen. Ausdrücklich nannte er Migranten und Ältere als Gruppen,
die nicht benachteiligt werden dürften. Zwischen den Religionen müsse
mehr Dialog herrschen.