Organspendeskandal - Streit um Millionen-Entschädigung geht weiter

Rund 1,2 Millionen Euro Entschädigung soll ein Arzt nach seinem
Freispruch im Organspendeskandal an der Göttinger Uniklinik erhalten.
Das Land Niedersachsen will aber nicht zahlen und zieht erneut vor
Gericht.

Braunschweig (dpa) - Mit 8500 Euro wurde der im Göttinger
Transplantationsskandal freigesprochene Chirurg bisher entschädigt.
Nach fast einjähriger Untersuchungshaft fordert er rund 1,2 Millionen
Euro. Vom Landgericht Braunschweig wurde das Land Niedersachsen vor
einem Jahr zwar zur Zahlung verurteilt. Das Land aber weigert sich
und geht in die nächste Instanz.

Am Oberlandesgericht Braunschweig beginnt am Montag (11.00 Uhr) die
Berufungsverhandlung in dem Schadenersatzprozess. (Az.: 11 U 149/19).
Ein früherer Termin hatte wegen der Corona-Pandemie verschoben werden
müssen. Der Chirurg war 2015 in einem bundesweit aufsehenerregenden
Prozess vom Landgericht Göttingen vom Vorwurf des elffachen
versuchten Totschlags und der dreifachen Körperverletzung mit
Todesfolge freigesprochen worden.

Seine Forderung nach der Millionen-Entschädigung begründet der Arzt
nicht nur mit der fast einjährigen U-Haft und einer Kaution von
500 000 Euro. Es geht ihm auch um verpasstes Gehalt von 50 000 Dollar
pro Monat in Jordanien, wo er eigentlich eine neue Stelle antreten
wollte. Die Braunschweiger Zivilkammer sah es im Urteil vom September
2019 als erwiesen an, dass der Arzt den Verdienstausfall wegen der
U-Haft erlitten hat.

Der Organspendeskandal an der Göttinger Uniklinik hatte 2012
weitreichende Folgen. An mehreren deutschen Kliniken wurden
Manipulationen aufgedeckt, wodurch das Vertrauen in die
Transplantationsmedizin nachhaltig erschüttert wurde.