Corona-Zahlen in Hamm und Remscheid gestiegen - Schulschließungen
Von 200 Einwohnern Hamms befinden sich 3 in Quarantäne, insgesamt
fast 2700 Menschen: Auswirkung der Corona-Welle, die auf eine
Großhochzeit zurückgeht. Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens
kämpfen die Behörden gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie.
Hamm (dpa/lnw) - Die größeren Corona-Ausbrüche der vergangenen Tage
haben am Freitag die betroffenen Kommunen in Nordrhein-Westfalen
weiter auf Trab gehalten. In Hamm und Remscheid stiegen die für die
Lagebeurteilung wichtigen Fallzahlen der vergangenen sieben Tage
erneut. Im bundesweiten Vergleich wiesen die beiden Städte am Freitag
die höchsten Werte auf. In beiden Städten schloss jeweils eine Schule
und stellte auf Distanzunterricht um. Die dritthöchste sogenannte
Sieben-Tages-Inzidenz wurde im bayerischen Landkreis
Dingolfing-Landau registriert. Im Fokus steht nun auch Bielefeld:
Dort wurden nach einer größeren Familienfeier 20 Menschen positiv
getestet, darunter neun Schüler, die fünf verschiedene Schulen
besuchten. Weitere Tests sind dort geplant.
Laut RKI wies Hamm am Freitag einen Sieben-Tage-Wert von 96,0
Infizierten pro 100 000 Einwohner auf. Als Hauptursache gelten in
Hamm eine Großhochzeit mit mehreren Hundert Gästen und damit
verbundene weitere Feste. 2681 Menschen befanden sich nach Angaben
eines Stadtsprechers in der 180 000-Einwohner-Stadt am Freitag in
Quarantäne. Das bedeutet: Von 200 Einwohnern waren etwa drei von
dieser Schutzmaßnahme betroffen. Die Stadt zählte 207 akut
Infizierte. Mehr als 150 Fälle standen laut Stadt in Zusammenhang mit
der Hochzeit. 13 an Covid-19 Erkrankte wurden in Krankenhäusern
behandelt, in einem Fall intensivmedizinisch.
Seit einigen Tagen gilt in Hamm für private Feiern mit 51 bis 150
Teilnehmern eine Genehmigungspflicht. Feiern mit 25 bis 50
Teilnehmern müssen angezeigt werden. Für Freitag und Samstag seien
über 85 Feiern genehmigt oder angezeigt worden, sagte ein
Stadtsprecher. Vier private Feiern wurden mittlerweile untersagt:
Drei Junggesellinnenabschiede und eine Verlobungsfeier. Um die
weitere Ausbreitung einzudämmen, haben die Behörden neben der
Anzeige- und Genehmigungspflicht für Feiern noch weitere Maßnahmen
angeordnet wie etwa eine erneute Maskenpflicht im Unterricht.
In Remscheid (114 000 Einwohner) stieg der Wocheninzidenz-Wert am
Freitag auf 71,2, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Nach
Angaben des Landeszentrums Gesundheit kamen allein am Donnerstag 20
neue Fälle hinzu. Der überwiegende Teil der Neuinfektionen gehe nach
wie vor auf Reiserückkehrer zurück, sagte eine Stadtsprecherin. Bei
den Infizierten handele es sich «in weiten Teilen» um junge Menschen
ohne Symptome - anders als zu Beginn der Krise, betonte die
Sprecherin.
Auch in Remscheid gelten Einschränkungen ähnlich denen in Hamm. Die
Stadt hat außerdem eine stadtweite Plakatierungsaktion gestartet. Auf
den Plakaten werden die wichtigsten Corona-Verhaltensregeln
dargestellt. Eine Gesamtschule in der Innenstadt schloss komplett und
will vor den Herbstferien nicht mehr öffnen. 1200 Schüler und 100
Lehrer sind betroffen.
Alle anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen lagen mit ihren Werten
am Freitag unterhalb des Schwellenwerts von 35. Gelsenkirchen
verzeichnete 33,4. Damit könnte das erste Saison-Heimspiel des
Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 an diesem Samstag vor Fans
stattfinden. Das letzte Wort haben aber die Gesundheitsbehörden der
Stadt.
Nach dem Corona-Ausbruch in einem fleischverarbeitenden Betrieb in
Emsdetten (Kreis Steinfurt) mit 26 Infizierten hat am Freitag ein
Massentest begonnen. Teams des Kreises nahmen bei 305 Mitarbeitern
und Angehörigen Personen Abstriche. Von den ersten 176 vorliegenden
Testergebnissen seien 23 positiv, teilte der Kreis am Freitagabend
mit.
Unterdessen ging die Debatte um die Bewertung der Zahlen weiter. «Mit
Corona leben lernen bedeutet in erster Linie, alle Entwicklungen
genau im Blick zu haben. Dabei dürfen wir nicht nur auf die reinen
Infektionszahlen schauen», sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet
(CDU) dem «Handelsblatt» (Freitag). Laschet forderte, die Kapazität
der Krankenhäuser und die Zahl der intensivmedizinisch behandelten
und beatmeten Covid-19-Patienten stärker in die Bewertung einfließen
zu lassen. Gleiches gelte für den Anteil zurückverfolgbarer
Infektionen, die Anzahl der Tests und den Anteil positiver
Testergebnisse. «Wir brauchen für ganz Deutschland ein
standardisiertes Corona-Monitoring, das die Pandemieentwicklung
kommunenscharf abbildet», so Laschet weiter.
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