Erneut über 2000 Corona-Neuinfektionen - Rate positiver Tests steigt

Mit der schwindenden Zahl von Reiserückkehrern zum Ende der
Sommerferien schien sich die Corona-Lage in Deutschland zu
stabilisieren. Doch nun steigen mehrere Kennwerte merklich an. Droht
ein massiver Anstieg, wie er in Nachbarländern schon begonnen hat?

Berlin (dpa) - Zum vierten Mal binnen gut eines Monats sind in
Deutschland wieder mehr als 2000 Corona-Neuinfektionen erfasst
worden. Die Gesundheitsämter meldeten innerhalb eines Tages 2143 neue
Fälle, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag bekanntgab.
Am 22. August hatte der Wert bei 2034 gelegen, am 17. September bei
2194. Am vorigen Samstag (19.9.) war mit 2297 neuen
Corona-Infektionen der höchste Wert seit April erreicht worden. «Nach
einer vorübergehenden Stabilisierung der Fallzahlen auf einem
erhöhten Niveau ist aktuell ein weiterer Anstieg der Übertragungen in
der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten», hieß es vom RKI.

In einem am Mittwoch verbreiteten, schon vor einiger Zeit geführten
Interview des World Health Summit hatte der Berliner Virologe
Christian Drosten mit Blick auf die künftige weltweite Entwicklung
erklärt: «Die Pandemie wird jetzt erst richtig losgehen. Auch bei
uns.» Deutschland dürfe sich nicht ausruhen. Mit Blick auf den Herbst
müsse differenzierter und genauer auf die Entwicklungen im Ausland
geschaut werden. «Wir müssen aufhören, uns über so Dinge wie
Fußballstadien zu unterhalten. Das ist wirklich komplett
irreführend.»

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides forderte die EU-Staaten
wegen vielerorts steigender Corona-Zahlen dringend auf, sofort
gegenzusteuern. «Das ist womöglich unsere letzte Chance, eine
Wiederholung des Geschehens im Frühjahr zu vermeiden», warnte sie am
Donnerstag in Brüssel. «Es liegt in der Verantwortung jedes
Einzelnen, die nötigen persönlichen Schutzmaßnahmen einzuhalten, also

Abstand halten, Handhygiene und zuhause bleiben, wenn man sich krank
fühlt», betonte die Chefin der EU-Seuchenbehörde ECDC, Andrea Ammon.

«Die Pandemie ist längst nicht vorbei, und wir dürfen nicht unachtsam

werden.»

Ein Hinweis darauf, dass die Infektionslage wieder anzieht, ist auch,
dass zuletzt ein größerer Anteil der Corona-Tests positiv ausfiel.
Die sogenannte Positivenquote lag laut RKI-Lagebericht in der Woche
vom 14. bis 20. September bei 1,19 Prozent (Vorwoche: 0,86). Das ist
der höchste Wert seit mehr als zehn Wochen.

Auch bei der bundesweiten 7-Tage-Inzidenz zeichnet sich eine
Entwicklung ab: Die Zahl erfasster Neuinfektionen je 100 000
Einwohner binnen einer Woche lag am Mittwoch bei 13,2. Eine Woche
zuvor hatte sie bei 11,5 gelegen, vor zwei Wochen bei 9,9. Aktuell
liege die 7-Tage-Inzidenz in den Bundesländern Bayern und Berlin sehr
deutlich, in Hamburg und Nordrhein-Westfalen deutlich und in
Baden-Württemberg und Bremen leicht über dem bundesweiten
Durchschnittswert, hieß es vom RKI.

Keine merkliche Veränderung lässt sich bisher bei der sogenannten
Reproduktionszahl, kurz R-Wert, erkennen: Sie lag laut
RKI-Lagebericht vom Donnerstag bei 0,78 (Vortag: 0,79). Das bedeutet,
dass ein Infizierter im Mittel weniger als einen weiteren Menschen
ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa
eineinhalb Wochen zuvor ab. Zudem gibt das RKI einen
Sieben-Tage-R-Wert an, der weniger tagesaktuellen Schwankungen
unterliegt. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen
und lag bei 0,97 (Vortag: 0,95).

Kaum Veränderung gibt es bisher auch bei der noch niedrigen
Auslastung der Intensivbetten. Sie geht Experten zufolge unter
anderem darauf zurück, dass sich zuletzt anteilig viele jüngere
Menschen infizierten, die seltener starke Symptome entwickeln.
Aktuell nehme der Anteil der Fälle in der älteren Bevölkerung aber
leicht zu, so das RKI. «Wenn sich wieder vermehrt ältere Menschen
anstecken, werden wieder mehr schwere Fälle und Todesfälle
auftreten.»

Der Bewerber um den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen, wollte nicht
ausschließen, dass wegen der steigenden Corona-Zahlen wie im Frühjahr
weite Teile des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens
heruntergefahren werden müssen. Röttgen sagte am Donnerstag in der
RTL-Sendung «Guten Morgen Deutschland» zu einem möglichen zweiten
Lockdown: «Man kann nichts ausschließen, wenn es darum geht, diese
Pandemie wieder unter Kontrolle bringen zu müssen.»

Zuvor hatte der SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl
Lauterbach erklärt, er gehe nicht von einem zweiten Lockdown aus.
«Die Wahrscheinlichkeit, noch einmal so einen Lockdown wie vor ein
paar Monaten zu erleben, halte ich für gleich null», sagte er dem
Nachrichtenportal watson.de (Donnerstag).

Drosten hatte kürzlich gesagt, es sei nicht zwangsläufig mit einer
Neuauflage des Lockdowns zu rechnen. Er glaube, dass in Zukunft eher
bestimmte Sparten des Alltags- und Berufslebens von Einschränkungen
betroffen sein könnten.

Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende
März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Im Frühjahr war
allerdings noch wesentlich weniger getestet worden - und die Zahl
erkannter Neuinfektionen hängt unter anderem mit der Zahl der Tests
zusammen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben von
Donnerstagmorgen mindestens 278 070 Menschen in Deutschland
nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 24.9.,
0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer
Corona-Infektion liegt demnach bei 9428. Das sind 19 mehr als am
Vortag. Rund 246 900 Menschen haben die Infektion nach
RKI-Schätzungen überstanden.

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