Maskenpflicht im Freien in München und in anderen Corona-Hotspots
Zuletzt hatte die Staatsregierung gewisse Corona-Beschränkungen
gelockert. Doch weil vor allem in München die Neuinfektionszahlen
viel zu hoch sind, müssen Freistaat und Stadt nun gegensteuern.
München (dpa/lby) - In München und anderen Corona-Hotspots in Bayern
soll es eine Maskenpflicht auf bestimmten öffentlichen Plätzen geben
- in der Landeshauptstadt voraussichtlich ab diesen Donnerstag. Zudem
drohen den Menschen in München schärfere Kontaktbeschränkungen.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte am Montag eine
Maskenpflicht für öffentliche Plätze in allen bayerischen
Corona-Hotspots in Aussicht, wo Abstandsregeln nicht eingehalten
werden. Dies will das Kabinett an diesem Dienstag beschließen. Die
betroffenen Kommunen müssen dann noch die genauen Orte festlegen.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kündigte bereits wenig
später eine Maskenpflicht für ausgewählte Plätze und Straßen in d
er
Innenstadt an. Außerdem sollen sich im Stadtgebiet dann nur noch fünf
Menschen oder Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen - sowohl im
privaten Bereich als auch im gesamten öffentlichen Raum. Ausnahmen
sollen für Verwandte in gerader Linie gelten, also zum Beispiel
Eltern und Kinder. Bleiben die Werte so hoch, will die Stadt am
Mittwoch eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen, die zunächst
sieben Tage lang gelten soll. Reiter sagte, man stelle sich darauf
ein, dass die Zahlen bis dahin nicht wieder unter den kritischen Wert
von 50 Infizierten pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche sinken.
Am Montag lag dieser wichtige Wert nach Auskunft des Landesamtes für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei 56,13 (Stand 8.00
Uhr). Landesweit überschritt laut LGL am Montag nur noch Würzburg die
50er-Marke - mit einem Wert von 61,78.
Söder betonte, auf welchen öffentlichen Plätzen genau die
Maskenpflicht greift, sei die Entscheidung der betroffenen Kommunen.
Auch über die genauen Uhrzeiten werde man im Kabinett noch einmal
sprechen. Söder plädierte jedenfalls für eine Maskenpflicht ab den
Abendstunden: «Ab einer bestimmten Uhrzeit auf jeden Fall», sagte
Söder vor einer Videoschalte des CSU-Vorstands. Und auf bestimmten
Plätzen solle es dann auch ein Alkoholverbot geben. Ausnahmen soll es
nach Worten des Ministerpräsidenten nur in Fällen geben, in denen das
Infektionsgeschehen klar auf bestimmte Ausbruchsherde zuordenbar sei.
In München beispielsweise sei das aber aktuell nicht mehr möglich.
«München ist zu groß, um es einfach jetzt zu ignorieren und laufen zu
lassen», sagte Söder. Reiter äußerte sich ähnlich: «Wir müs
sen alles
tun, um noch einschneidendere Regeln tatsächlich zu verhindern.»
Eine Maskenpflicht ist hier unter anderem am Marienplatz und auf dem
Viktualienmarkt geplant, wo bei schönem Wetter immer wieder Menschen
dicht gedrängt stehen, ohne Rücksicht auf Abstands- und
Hygieneregeln. Einschnitte soll es auch bei Familienfeiern wie
Hochzeiten oder Beerdigungen geben - wer privat einlädt, darf künftig
nur mit höchstens 25 Leuten feiern, im Freien mit 50. Wer dazu ins
Lokal geht, darf aber weiterhin 100 Gäste einladen, im Freien 200.
Er habe sehr gemischte Gefühle, sagte Söder mit Blick auf Fotos von
gewissen Wiesn-Ersatzfeiern am Wochenende in München. «Die Bilder vom
Viktualienmarkt, die waren schon verstörend», kritisierte er. Fotos
zeigten Menschen dort dicht gedrängt, ohne Abstand und ohne Maske.
«Ich will keinem die Freude nehmen», betonte der Ministerpräsident.
«Aber Freude und Vernunft sollten besser zusammenkommen.» Man müsse
nun reagieren, um die Corona-Zahlen wieder deutlich zu senken.
Ungeachtet der wieder gestiegenen Corona-Zahlen in vielen Kommunen
hatte die Staatsregierung zuletzt noch an einem weiteren
Lockerungsschritt festgehalten: Seit Samstag dürfen auch Bars und
Kneipen wieder öffnen - wenn auch nur unter bestimmten Auflagen.
Söder betonte, Sorgen bereiteten ihm nicht professionell organisierte
Veranstaltungen. «Das Problem sind die unzähligen privaten
Veranstaltungen, auch das Treffen auf Plätzen.» Söder wiederholte in
dem Zusammenhang auch noch einmal seine klare Prioritätensetzung:
Ziel sei es, den Betrieb in Schulen und Kitas weiter zu ermöglichen
und die Wirtschaft vor erneuten massiven Einschränkungen zu bewahren.
Die Bundeswehr soll in München nun das Gesundheitsamt unterstützen.
«Wir werden die Bundeswehr bitten, 100 Leute zur Verfügung zu
stellen, um die Nachverfolgung zu verbessern», sagte Söder.
Für die seit dem Frühjahr stark vom Coronavirus gebeutelte Region
Würzburg gelten bereits seit einigen Tagen strengere Regeln als in
manch anderen Gegenden Bayerns. Von 23.00 Uhr an dürfen Wirtshäuser
in der Innenstadt keinen Alkohol mehr ausschenken. Entlang des Mains
ist das Trinken von Bier, Wein und Co. unter freiem Himmel bereits ab
22.00 Uhr verboten. Das LGL führt die hohen Zahlen dort unter anderem
auf das Nachtleben zurück, etwa auf den Ausbruch in einer Shisha-Bar.
Angesichts des bevorstehenden Supercup-Spiels zwischen dem FC Bayern
München und dem FC Sevilla im Corona-Risikogebiet Budapest kündigte
Söder zudem schärfere Quarantäneregeln für zurückkehrende Fans an
.
Man werde die entsprechende Quarantäneverordnung ändern. Bisher gelte
für bestimmte Fälle eine Ausnahmeregelung: Wer sich weniger als 48
Stunden in einem Risikogebiet im Ausland aufgehalten hat, müsse nicht
in häusliche Quarantäne. «Wir werden das ändern und ändern müss
en.»
Die Ausnahmeregelung für Geschäftsreisen könne nicht bei Fußball od
er
Kulturveranstaltungen gelten. «Ungarn ist Hochrisikogebiet. Deswegen
ist es aus meiner Sicht zwingend erforderlich, dass wir dann die
normalen Quarantäneregeln haben.» Jeder solle sich genau überlegen,
ob er da wirklich hinfahren wolle, mahnte Söder. Man könne es sich
nicht leisten, dass 2000 bis 3000 Menschen möglicherweise am Ende für
eine «Riesen-Infektionswelle» sorgten. Für Geschäftsreisende soll e
s
nach Darstellung Söders aber bei der Ausnahmeregelung bleiben.
Die Europäische Fußball-Union UEFA hält bislang an ihren Plänen fes
t,
das Supercup-Finale am Donnerstag (21.00 Uhr) in der Puskás Arena vor
Zuschauern zu spielen. Die Stadionkapazität von 67 000 Zuschauern
soll bis zu 30 Prozent ausgelastet werden. Beiden Clubs stehen
jeweils rund 3000 Tickets zur Verfügung. Rund 2100 Fußballfans wollen
den FC Bayern nach Angaben vom Sonntag nach Budapest begleiten.
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