Tönnies-Video: Vergleich vor Arbeitsgericht in Bielefeld

Bielefeld (dpa) - Im arbeitsrechtlichen Streit um ein umstrittenes
Video aus dem Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück haben die
Prozessbeteiligten am Donnerstag einen Vergleich geschlossen. Nach
Angaben eines Gerichtssprechers einigten sich die Mitarbeiterin und
die Catering-Firma vor dem Arbeitsgericht auf die Umwandlung der
fristlosen in eine ordentliche Kündigung unter Einhaltung aller
Fristen und Bezahlungen. Zusätzlich erhält die Frau eine Abfindung
von 20 000 Euro.

Nach Angaben des Gerichts war die Klägerin zu dem Termin nicht
erschienen. «Ob die Frau gegen ihre Pflichten als Arbeitnehmerin
verstoßen hat, wurde zwar bei diesem Termin diskutiert. Weil das
Gericht aber kein Urteil sprechen musste, gab es auf die Frage, ob
die Kündigung rechtens war, keine Entscheidung», sagte der Sprecher.

Die Mitarbeiterin soll Filmmaterial mit mutmaßlichen Verstößen gegen

Corona-Präventionsregeln im Frühjahr im Internet veröffentlicht
haben. Daraufhin bekam sie von ihrem Arbeitgeber im April die
Kündigung. Die Cateringfirma beliefert die Tönnies-Kantine mit Essen.

Das Video war Ende März im Internet aufgetaucht. Die Firma Tönnies
hatte am 28. März von ihm erfahren. Das genaue Erstellungsdatum
dagegen ist umstritten. Die Bilder zeigen Tönnies-Mitarbeiter, die in
der Kantine an Tischen zusammensitzen und essen. Nach einer
Verordnung des Landes Nordrhein-Westfalen musste auch in
Firmenkantinen seit dem 22. März aus Gründen des Infektionsschutzes
ein Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden. Ob es Verstöße
gab, prüft derzeit noch die Staatsanwaltschaft Bielefeld nach dem
Eingang zahlreicher Anzeigen gegen das Unternehmen.

Laut Tönnies hatten sich die Arbeiter damals in der Kantine nur mit
Kollegen aufgehalten, mit denen sie auch in einer Abteilung zusammen
arbeiteten. Dieses Verhalten, das sogenannte Clustern, sei mit dem
Arbeitsschutz abgestimmt gewesen. Das Unternehmen betonte dazu in der
Stellungnahme, dass es in dieser Phase der Pandemie keine vermehrten
Positivfälle gegeben habe. Später seien die Plätze «erheblich»
reduziert und eine Mundschutzpflicht in der Kantine eingeführt
worden.