Trauer in Solingen um fünf tote Kinder
Eine Mutter in Solingen soll fünf ihrer sechs Kinder ermordet haben.
Am Samstagabend wollen Anwohner mit einer Lichterkette trauern. Die
Stadt sagt, Warnzeichen habe es vor der Tat nicht gegeben.
Solingen (dpa) - Solingen trauert um fünf gewaltsam zu Tode gekommene
Kinder - und viele Bürger wollen mit Spenden helfen. Am Samstagabend
folgten schätzungsweise rund 800 Menschen einem Aufruf des Stadtteils
Hasseldelle, um mit einer Schweigeminute der toten Kinder zu
gedenken. Viele Bürger hätten über die sozialen Medien Spenden
angeboten, hieß es. Die Stadt werde am Montag ein Spendenkonto
eröffnen, aus dem etwa Beerdigungskosten bezahlt werden könnten,
sagte ein Stadtsprecher. Unklar war zunächst die Zukunft des einzig
überlebenden Kindes, eines elfjährigen Jungen. Er ist bei seiner
Großmutter in Mönchengladbach.
Die Opferschutzbeauftragte des Landes NRW, Elisabeth Auchter-Mainz,
sagte, sie habe den Eindruck, dass der Junge und die Großmutter -
auch von Notfallseelsorgern - gut betreut würden. Für die Zukunft
seien viele Fragen offen, aber zunächst benötigten der Junge und
seine Großmutter Zeit. «In so einer Lage brauchen die Menschen Zeit -
und diese Zeit muss dem Jungen und seiner Großmutter gegeben werden.»
Die 27-jährige Mutter der Solinger Familie soll ihre ein bis acht
Jahre alten Kinder erst betäubt und dann erstickt haben. Gegen die
Frau wurde Haftbefehl erlassen. Nur der Elfjährige, der zur Tatzeit
in der Schule war, überlebte. Die Mutter hatte sich später in
Düsseldorf vor einen Zug geworfen und war schwer verletzt worden. Sie
konnte nach Angaben der Behörden am Freitag noch nicht vernommen
werden. Am Samstag gab es zu ihrem Gesundheitszustand keine neuen
Informationen.
Die Familie war dem städtischen Jugendamt vor der Tat bereits
bekannt. «Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche
Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche
Hilfsangebote unterbreitet», teilte die Stadt mit, ohne Details zu
nennen. «Erkenntnisse zu Auffälligkeiten oder einer potenziellen
Gefährdung der Kinder gab es zu keinem Zeitpunkt.»
Die Ermittler vermuten, dass die alleinerziehende Mutter von sechs
Kindern nach der Trennung von ihrem Mann die Tat in einem Zustand
emotionaler Überforderung begangen hat. Die Ehe sei zerrüttet
gewesen, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag. Vor
der Tat habe die Frau ein Jahr von ihrem letzten Mann, dem Vater von
vier ihrer Kinder, getrennt gelebt. Sie sei die einzige Verdächtige.
Menschen, die sich selbst töteten und andere «mitnehmen» wollten,
empfänden eine Sehnsucht nach «Erlösung», sagt der Psychiater Prof.
Hans-Jörg Assion von der Klinik der Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL) in Dortmund. «Die eigene Erlösung von dem Leid
wird auf andere Menschen übertragen, die in das lebensmüde Empfinden
einbezogen werden, quasi um sie ebenfalls von dem Leiden zu
«erlösen».» Ein solches Verhalten sei sehr selten. Bei Warnzeichen
-
etwa dem Reden von Erlösung anderer vom Leid auf Erden - könnten
Traumaambulanzen helfen.
Rechtsmediziner fanden bei der Obduktion Hinweise darauf, dass die
Kinder betäubt wurden und dann entweder erstickten oder erstickt
wurden. Weitere toxikologische Untersuchungen müssten aber abgewartet
werden. Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8)
waren von Polizisten am Donnerstag tot in ihren Kinderbetten in der
Wohnung der Familie gefunden worden.
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