Neustadt-Studie: Keine Corona-Antikörper bei Hälfte der Infizierten

Ist jemand, der Covid-19 überstanden hat, immun gegen das Virus?
Diese Frage beschäftigt weltweit viele Forscher. Auch eine Studie im
kleinen Neustadt am Rennsteig will zu Erkenntnissen beitragen.

Neustadt/Jena (dpa/th) - Eine Studie zum Corona-Geschehen im
Thüringer-Wald-Ort Neustadt am Rennsteig wirft Fragen zur Immunität
von Covid-19-Erkrankten nach deren Genesung auf. Schon sechs Wochen
nach den positiven Tests auf das Sars-CoV-2-Virus seien bei der
Hälfte der in die Studie einbezogenen Infizierten keine Antikörper
gegen den Erreger nachweisbar gewesen, teilte das
Universitätsklinikum Jena am Montag mit.

«Entweder wurden die Antikörper nicht gebildet oder sie sind
innerhalb von sechs Wochen schon verloren gegangen», sagte
Studienleiter Mathias Pletz, der Direktor des Instituts für
Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene. Das Nichtvorhandensein nach
einem so kurzen Zeitraum sei auch im Vergleich zu anderen ähnlich
gelagerten Studien überraschend.

Die Studie des Uniklinikums in dem knapp 900 Einwohner zählenden Ort,
der Ende März wegen gehäufter Corona-Fälle für zwei Wochen komplett

abgeriegelt worden war, läuft seit Mai. Nach dem Ende der Quarantäne
waren laut Klinikum 49 Corona-Infektionen bekannt. Davon seien 38
Infizierte in die Studie einbezogen worden, sagte Pletz. Von ihnen
wiesen 20 nach sechs Wochen keine Antikörper auf.

Für die Studie waren nach früheren Angaben der Einrichtung 626
Einwohner getestet worden, wobei die Wissenschaftler um Pletz mit
sechs verschiedenen Tests nach Antikörpern gesucht hatten. Während
der Quarantäne hatte das Gesundheitsamt des Ilm-Kreises zudem alle
Einwohner des Ortes per Abstrich auf das Sars-CoV-2-Virus getestet.
Anfang Juli hatte das Uniklinikum mitgeteilt, dass in dem Ort keine
Sars-CoV-2-Viren mehr kursieren.

Das jetzige Zwischenergebnis wirft für Pletz viele Fragen auf.
«Offenbar kann man auch bei einem negativen Antikörpertest nicht
wirklich ausschließen, dass es vorher eine Covid-Infektion gab»,
erklärte er. Unklar sei bislang auch, ob fehlende Antikörper
letztlich mit fehlender Immunität gleichzusetzen seien. Fehle diese,
so seien Konzepte wie die in der Politik diskutierten Immunitätspässe
«nicht haltbar». Die Jenaer Studie reiht sich ein in verschiedene
Untersuchungen in Deutschland, in denen es um die Entwicklung von
Antikörpern gegen das Coronavirus geht.

Nun soll bei den Studienteilnehmern, die trotz Infektion keine
Antikörper gebildet haben, noch nach bestimmten Abwehrzellen im
Organismus gesucht werden. Im Herbst planen die Wissenschaftler dazu
auch einen zweiten Aufenthalt in Neustadt, was die Landrätin des
Ilm-Kreises, Petra Enders (parteilos), begrüßte.

«Das Corona-Virus bleibt unberechenbar», erklärte Enders nach
Bekanntwerden der Zwischenergebnisse. Die Kommunalpolitikerin hatte
sich sehr dafür eingesetzt, dass das Infektionsgeschehen in Neustadt
am Rennsteig zum Gegenstand einer Studie wird. In Neustadt waren zwei
Menschen im Zusammenhang mit der Infektion gestorben.

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