Berthan will Internationalisierung der Bauerfeind AG forcieren Interview: Andreas Hummel, dpa

Mit der Verschiebung der Olympischen Spiele musste der Ostthüringer
Bandagen-Hersteller Bauerfeind seine für Tokio bestimmten Kisten
wieder auspacken. Doch das ist nicht die einzige Folge der weltweiten
Corona-Pandemie für das Familienunternehmen.

Zeulenroda-Triebes (dpa/th) - Trotz der weltweiten Corona-Krise will
der Bandagen-Hersteller Bauerfeind in den kommenden Jahren sein
Auslandsgeschäft ausbauen. «Wir werden auf jeden Fall die
Internationalisierung vorantreiben», sagte Vorstandschef Rainer
Berthan der Deutschen Presse-Agentur. «Da beschäftigen uns die Märkte

in Asien sehr. Und wir werden die Angebote in den Ländern, wo wir
schon tätig sind, erweitern.»

Frage: Die Corona-Pandemie hat die Olympischen Spiele und Paralympics
diesen Sommer in Tokio durchkreuzt. Wie sehr schmerzt Sie das?

Antwort: Das ist für uns einer der spürbarsten Effekte der Pandemie
und eigentlich wäre ich jetzt in Japan. Seit zehn Jahren versorgen
wir mit einem Team in der Poliklinik im Olympischen Dorf alle
Athleten mit unseren Produkten. Wir hatten alles fertig, und die
Artikel waren versendungsbereit. Die Lieferung wurde nach der
Verschiebung der Spiele gestoppt und die Kisten wieder ausgepackt.
Wir hätten insgesamt über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach
Tokio geschickt, die mussten nun zu Hause bleiben. Alle
Veranstaltungen, die wir für Japan geplant haben, mussten wir
absagen. Aber das ist nicht das Schlimmste.

Frage: Was dann?

Antwort: Für die Athleten ist die Situation weitaus schwieriger. Sie
müssen ihren Leistungsstand bis ins nächste Jahr aufrecht erhalten,
um wettbewerbsfähig zu sein.

Frage: Als Sie zu Jahresbeginn in Ostthüringen an die Spitze der
Bauerfeind AG getreten sind, war Corona noch weit weg in Asien.

Antwort: Wir haben das aus der Ferne beobachtet wegen unseres
Geschäfts in China. Januar und Februar waren insgesamt noch relativ
unbelastete Monate. Ab Mitte März hat die Pandemie dann auch hier
durchgeschlagen. Deswegen ist meine Einarbeitungszeit völlig anders
gelaufen als ursprünglich geplant.

Frage: Weite Teile der Gesellschaft wurden lahmgelegt. Wie hat sich
das auf das Geschäft Ihres Unternehmens ausgewirkt?

Antwort: Unser Geschäft ist wesentlich abhängig davon, dass Patienten
in Arztpraxen und Kliniken gehen, um sich operieren und behandeln zu
lassen. In der Folge kommt es dann zum Einsatz unserer orthopädischen
Hilfsmittel. Deswegen hat unser Absatz stark darunter gelitten, dass
viele zu Hause bleiben und Operationen verschoben werden mussten. Wir
verkaufen unsere Produkte in mehr als 70 Länder. Dabei haben wir
deutlich das Durchlaufen der Corona-Welle von Ost nach West gespürt.

Frage: Wie hoch sind die Einbußen ausgefallen?

Antwort: Die Einbußen sind erheblich und liegen beim Umsatz im hohen
zweistelligen Prozentbereich. Im Inland sind wir nach sehr
schwierigen zwei Monaten auf dem Weg zurück in die Normalität. Das
gleiche gilt für einige andere europäische Länder. Andere Regionen
machen uns noch große Sorgen, etwa die USA. Ich gehe insgesamt nicht
davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr die Verluste aus dem ersten
Halbjahr ausgleichen können.

Frage: Auch bei Bauerfeind wurde deswegen Kurzarbeit gefahren. Stehen
jetzt Einsparungen an?

Antwort: Das Unternehmen steht auf einer sehr soliden Grundlage. Wir
haben sehr schnell mit Kurzarbeit reagiert, von April bis in den Juni
hinein. Jetzt arbeiten wir wieder im normalen Betrieb. Ausgenommen
von der Kurzarbeit waren die Mitarbeiter in Forschung und
Entwicklung. Da war uns Kontinuität wichtig, um neue Produkte wie
geplant in den Markt einführen zu können. Ansonsten haben wir eine
Reihe von Maßnahmen nicht gemacht, was der Situation geschuldet ist.

Frage: Welche waren das?

Antwort: Wir haben Werbemaßnahmen gestoppt, weil sie nicht in die
Zeit gepasst hätten. Auch gab es keine Messeaktivitäten - die große
Branchenmesse in Leipzig wurde auf Oktober verschoben. Ich gehe davon
aus, dass Messekonzepte in der Zeit nach Corona anders sein werden
als zuvor. Der Anteil digitaler Elemente wird zunehmen. Wir sind
dabei, die Möglichkeiten hierzu zu eruieren. An unserer Akademie
arbeiten wir zudem verstärkt an E-Learning und digitalen
Fortbildungsangeboten.

Frage: Vor gut einem Jahr hat Bauerfeind eine neue Produktion in Gera
aufgebaut. Gibt es dort nun Abstriche am weiteren Ausbau?

Antwort: Wir wollen den Standort Gera wie geplant weiterentwickeln.
Das Reservoir an Fachkräften hier am Stammsitz in Zeulenroda ist
weitgehend ausgeschöpft. Deswegen hat sich Bauerfeind zu diesem
Schritt entschieden. Im kommenden Jahr soll die Zahl der
Beschäftigten in Gera wie geplant weiter steigen.

Frage: Sie haben jetzt mehr als ein halbes Jahr Erfahrungen an der
Spitze von Bauerfeind gesammelt. Wo sehen Sie für die kommenden Jahre
besonders Entwicklungspotenzial?

Antwort: Wir werden auf jeden Fall die Internationalisierung
vorantreiben. Da beschäftigen uns die Märkte in Asien sehr. Und wir
werden die Angebote in den Ländern, wo wir schon tätig sind,
erweitern. Wir wollen auch in Zukunft die besten Produkte anbieten
zum Nutzen der Patienten weltweit.

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