Angeklagter im Fall Maria Baumer bricht sein Schweigen

Wende im Prozess um den mutmaßlichen Mord an Maria Baumer: Der
Angeklagte legt erstmals seine Version des Geschehens dar. Er räumt
einen Teil der Vorwürfe ein.

Regensburg (dpa) - Er will die Leiche seiner Verlobten zwar
vergraben, die Frau aber nicht getötet haben - mit einer Erklärung
über seinen Anwalt hat der Angeklagte im Fall Maria Baumer für
Betroffenheit bei den Angehörigen und für Empörung beim Staatsanwalt

gesorgt. Über seinen Anwalt Michael Euler ließ der des Mordes
beschuldigte Krankenpfleger am Dienstag vor dem Landgericht
Regensburg ausrichten, er habe seine Verlobte morgens leblos im Bett
gefunden, auf dem Nachttisch seien Tabletten gelegen. Die
Staatsanwaltschaft dagegen wirft dem 35-Jährigen vor, seine Verlobte
mit Medikamenten getötet zu haben.

Staatsanwalt Thomas Rauscher sprach von einer «Märchenstunde». Es sei

«bedauerlich und grenzenlos pietätlos» den Angehörigen gegenüber,

Baumer den Tod selber in die Schuhe zu schieben, sie auf diese Weise
zu demütigen und dies den Angehörigen anzutun.

Der angeklagte Krankenpfleger gab an, die Medikamente illegalerweise
von seiner Arbeitsstelle, einem Bezirkskrankenhaus, mitgenommen zu
haben. Deswegen habe er Ermittlungen und negative Folgen für seine
berufliche Laufbahn gefürchtet. Er habe sich nicht anders zu helfen
gewusst, als die Leiche zu vergraben und der Familie der Frau deren
Verschwinden vorzutäuschen, so der 35-Jährige laut seinem Anwalt. Es
sei eine Kurzschlussreaktion gewesen.

Der Verteidiger sagte, es habe ein eingehendes Gespräch zwischen dem
Angeklagten und den Anwälten gegeben, in dem ihm klar gemacht worden
sei, dass sein bisheriges Schweigen nicht dazu führe, dass das
Verfahren mit einem Freispruch enden würde. So hatte er seinen Spaten
im Wald an der Grabstelle nahe Regensburg vergessen. Es sei an der
Zeit gewesen, dass sich sein Mandant äußere, so Euler. Der
Vorsitzende Richter fragte beim Angeklagten nach, ob die Aussagen
seines Anwalt so stimmten. Der 35-jährige Deutsche bestätigte und
sagte, es sei seine Erklärung.

Zur Recherche bei Google nach «der perfekte Mord» sagte der
Angeklagte, sich nicht daran erinnern zu können. Sie ließe sich aber
mit seinem allgemeinen Interesse für Krimis und dem Ansehen einer
ZDF-Doku im Internet erklären. Nach «Lorazepam letale Dosis» habe er

gesucht, weil an seinem Arbeitsplatz über das Thema Suizid von
Patienten gesprochen worden sei.

Ausdrücklich betonte der Anwalt, dass sein Mandant nichts dazu sagen
werde, «wer ihm möglicherweise geholfen hat, da eine Beschädigung des

öffentlichen Ansehens der Personen zu befürchten ist».

Am Rande des Prozesstages sagte Euler, was der Angeklagte «hier heute
gestanden hat, ist natürlich moralisch sehr verwerflich, aber eben
strafrechtlich nicht anzugreifen.» Nun seien «die Weichen auf
Freispruch gestellt». An die Angehörigen hatte der Angeklagte in
seiner Erklärung eine Entschuldigung gerichtet. Maria sei «die Liebe
seines Lebens» gewesen.

Die Eltern und die Zwillingsschwester der Toten verfolgten das
Geschehen gefasst. Die Mutter wischte sich mehrmals Tränen aus den
Augen, der Vater schüttelte immer wieder den Kopf.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, Baumer im Mai 2012
mit Medikamenten getötet und ihren Leichnam beseitigt zu haben - weil
er für eine Beziehung mit einer Patientin frei sein wollte. Zudem
soll er mit dem Verschwinden seiner Verlobten seinen Studienabbruch
rechtfertigen haben wollen.

Der Prozess soll am Montag fortgesetzt werden.

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