Schule und Corona - Schüler-Flatrate und Lehrer-Laptops geplant Von Jörg Ratzsch, dpa
Corona zwingt die Schulen zum Improvisieren. Doch künftig soll es mit
digitalem Unterricht zu Hause, wenn er denn wieder nötig wird, besser
klappen als im Frühjahr. Bund und Länder wollen dafür viel Geld
ausgeben.
Berlin (dpa) - Dienstlaptops für Lehrer, eine Zehn-Euro-Flatrate für
Schüler und möglichst alle Schulen schnell ans Breitband-Internet -
Bund und Länder planen wegen der Corona-Pandemie ein weiteres
500-Millionen-Euro-Paket, um die Digitalisierung in der Bildung zu
beschleunigen. Bei einem Treffen im Kanzleramt am Donnerstagabend
vereinbarten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chefin Saskia
Esken, Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und die Kultusminister
mehrerer Bundesländer entsprechende Schritte, konkrete Beschlüsse
müssen aber noch gefasst werden.
Die Corona-Pandemie hatte gezeigt, dass es im Bereich Schule und
Digitalisierung noch große Defizite gibt. Aufgabenstellungen und
Kommunikation über das Internet während der Schulschließungen
funktionierten nur bedingt. Bildungsgewerkschaften und Lehrerverbände
hatten kritisiert, dass nicht alle Schüler zu Hause mit
entsprechender Technik ausgestattet seien. Die große Koalition hatte
daraufhin bereits ein 500-Millionen-Euro-Programm zur Anschaffung von
Leihgeräten für bedürftige Schüler aufgelegt. Kritisiert wurde aber
auch das Fehlen von Dienstgeräten für Lehrer.
POLITIK JETZT «WILD ENTSCHLOSSEN»
Esken sagte am Freitag in Berlin: «Wir sind alle wild entschlossen,
jetzt der Sache einen Schub zu geben». Merkel kündigte an, die
Gespräche zügig in größerer Runde mit allen Kultusministerien
fortzusetzen. Bildung ist in Deutschland Ländersache. Über die
Finanzierung und Ausgestaltung bundesweiter Förderprogramme etwa für
Schulen muss deshalb mit allen verhandelt werden. «Es ist gut, dass
wir in der Digitalisierung der Schulen jetzt das Tempo nochmals
anziehen», sagte Bildungsministerin Karliczek. Die Ausnahmesituation
der Pandemie habe vielen Menschen im Land die enormen Chancen des
digitalen Lehrens und Lernens nochmal ganz neu vor Augen geführt.
EIN LAPTOP FÜR JEDEN LEHRER
Grundsätzlich vereinbart wurde, dass Lehrerinnen und Lehrer mit
«digitalen Endgeräten», also beispielsweise Laptops, ausgestattet
werden sollen. Dafür sind Esken zufolge die 500 Millionen Euro
gedacht. Bei etwa 820 000 Lehrern an allgemeinbildenden und
beruflichen Schulen (Statistisches Bundesamt) wären das rechnerisch
jeweils rund 600 Euro pro Gerät. Hessens Kultusminister Alexander
Lorz (CDU), der bei dem Treffen mit Kanzlerin Merkel dabei war, sagte
der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, beim Thema Dienstlaptops
fange jetzt der Abstimmungsprozess an. Er rechne damit, dass das bis
Jahresende «unter Dach und Fach» sei.
DIENST-MAILADRESSE STATT «LILLYFEE@GMX.DE»
Lehrerverbände und Bildungsgewerkschaften hatten das lange gefordert,
damit Lehrkräfte nicht mehr ihre privaten Geräte für Präsentationen
oder Aufgabenstellungen nutzen müssen. Niemand würde von einem
Finanzbeamten verlangen, über seinen privaten Computer unter der
E-Mail-Adresse «Lillyfee@gmx.de» Finanzbescheide zu verschicken,
sagte Susanne Lin-Klitzing, die Vorsitzende des Deutschen
Philologenverbandes, der die Interessen von Gymnasiallehrern
vertritt, am Freitag. Bei Lehrern sei das bisher aber so ähnlich
gewesen. «Das hat jetzt ein Ende. Wir sind froh und dankbar dafür.»
Die Ausstattung mit Dienstlaptops müsse dann aber auch Hand in Hand
gehen mit der Fortbildung von Lehrern, damit die Geräte optimal für
das Lehren und Lernen eingesetzt und ein pädagogischer Mehrwert
erzeugt werden könne, sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und
Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Auch beim Bundesverband der Lehrkräfte
für Berufsbildung wurden die Ankündigungen begrüßt, die Politik m
üsse
jetzt schnell die nötigen Beschlüsse dafür fassen, sagte der
Verbandsvorsitzende Eugen Straubinger.
SCHÜLER-FLATRATE, ABER OHNE NETFLIX
Von Telekom-Chef Timotheus Höttges habe es die Zusage gegeben, eine
Zehn-Euro-Flatrate für Schüler zur Verfügung zu stellen. Das habe
Merkel in der Runde am Donnerstagabend im Kanzleramt berichtet, sagte
Hessens Bildungsminister Alexander Lorz.
Eine Nachfrage bei der Telekom ergab am Freitag, dass das Unternehmen
kurzfristig einen solchen Tarif zum digitalen Lernen anbieten will.
Es gehe um einen Mobilfunktarif ausschließlich mit Datennutzung und
unbegrenztem Volumen, sagte ein Sprecher in Bonn. Der Tarif sei nur
für Bildungsinhalte nutzbar. «Netflix kann man damit nicht abrufen.»
Welche Schüler dieses Angebot erhalten können, sollten die Schulen
und Schulträger entscheiden.
Zum dritten Punkt, der im Kanzleramt besprochen wurde - wie Schulen,
die bisher noch nicht ans schnelle Netz angeschlossen sind, zügiger
angeschlossen werden sollen - gab es am Freitag noch keine konkreten
Aussagen.
Flächendeckende Schulschließungen, wie zu Beginn der Corona-Pandemie,
soll es möglichst nicht mehr geben. «Es besteht Einigkeit über das
gemeinsame Ziel, erneute komplette und flächendeckende Schließungen
von Schulen und Kitas möglichst zu vermeiden», teilte
Regierungssprecher Steffen Seibert nach dem Schultreffen im
Kanzleramt mit.
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