Ex-Weltmeister Thomas Berthold: Fußball-Querkopf bei «Querdenkern»   Von Florian Lütticke und Klaus Bergmann, dpa

Schon während seiner Karriere gibt es um Ex-Nationalspieler Thomas
Berthold immer wieder Kontroversen. Nun sorgt der frühere Weltmeister
abseits des Fußballs für Aufsehen.

Stuttgart (dpa) - Als TV-Experte bewertete Thomas Berthold erst vor
wenigen Tagen das Europapokal-Aus von Eintracht Frankfurt. Nun sorgt
der frühere Weltmeister mit einem Auftritt fern des Fußballs für
mächtig Wirbel: In einer Rede bei einer umstrittenen Demonstration in
Stuttgart positionierte sich der 55-Jährige öffentlich gegen die
Corona-Schutzmaßnahmen, kritisierte die Bundesregierung deutlich. Im
Netz bekommt der Ex-Nationalspieler dafür Gegenwind, aber auch
Zuspruch. Schon während seiner aktiven Karriere stand Berthold immer
wieder mit polarisierenden Aussagen im Mittelpunkt.

Nach einem kritischen Interview, in dem er unter anderem dem
damaligen Bundestrainer Berti Vogts vorwarf, bei der missratenen
Weltmeisterschaft in den USA personelle Fehler gemacht zu haben, war
seine Zeit in der Nationalelf Ende 1994 vorbei. Beim FC Bayern wurde
Berthold von Coach Erich Ribbeck einst ausgemustert. Er saß lange
Zeit auf der Tribüne, rechnete später scharf mit seinem Ex-Club ab.
«Für mich ist Thomas Berthold damit gestorben», schimpfte der
damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß ihm hinterher.

Aber Berthold feierte große sportliche Erfolge. Er fuhr zu drei
Weltmeisterschaften, stand beim deutschen WM-Triumph von 1990 in
Italien in allen sieben Turnierspielen in der Startformation. Franz
Beckenbauer setzte als DFB-Teamchef immer auf ihn. Als Verteidiger
absolvierte Berthold insgesamt 62 Länderspiele.

Wie viele seiner Weltmeisterkollegen schlug auch Berthold nach dem
Ende seiner aktiven Spielerzeit allerdings keine große Karriere als
Verantwortungsträger im Profigeschäft ein. Als Manager war er nur
zeitweise bei Fortuna Düsseldorf tätig. Er machte unter anderem für
Bio-Kokosnussprodukte Werbung. Ansonsten gibt er bis heute immer
wieder fachliche Fußball-Einschätzungen bei Fernsehsendern und in
Fachmagazinen ab. Häufig dabei im Fokus: Sein Ex-Club VfB Stuttgart,

bei dem er zwischenzeitlich Interesse an einem Aufsichtsratsposten
bekundet hatte.

Jetzt setzt Berthold darauf, dass seine einstige Strahlkraft den
Kritikern der Corona-Schutzmaßnahmen Auftrieb verleihen kann. «Die
Initiative braucht eine mediale Plattform», sagte er nach seiner Rede
bei der Veranstaltung «Querdenken 711» am Samstag - und kündigte
direkt für die Demonstration am 29. August in Berlin seinen nächsten
Auftritt an.

Die «Querdenken»-Proteste stehen in der Kritik, weil daran Anhänger
von Verschwörungserzählungen und Rechtspopulisten teilnehmen.
Aufgrund von «Spekulationen von ein, zwei Wissenschaftlern» würde das

Leben eingeschränkt, behauptete Berthold dabei im weißen T-Shirt auf
der Bühne.

Er sei weder Verschwörungstheoretiker noch Esoteriker, betont er.
Sorge, dass seine umstrittene Positionierung negative berufliche
Konsequenzen haben oder für Kritik sorgen könnte, äußert er nicht.

«Wir leben in einer Demokratie; ich bin neutral, ich akzeptiere jede
Meinung. Und wenn mich jemand in eine Ecke stellen will, ist das sein
Bier», sagte Berthold. «Ich bin politisch nicht aktiv, weder links
noch rechts noch in der Mitte.» Anecken tut Berthold aber wie in
früheren Spielerzeiten.

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