Hamburg mit verschärften Regeln ins neue Schuljahr gestartet Von Taylan Gökalp und Markus Klemm, dpa
Im Regelbetrieb, aber unter verschärften Bedingungen sind Hamburgs
Kinder und Jugendliche ins neue Schuljahr gestartet. Zuvor hatten
Eltern die Entscheidung des Senats deutlich kritisiert.
Hamburg (dpa) - Etwas mulmig ist Karin Grützmann schon. «Ich habe
leicht Asthma und wenn ich Corona habe, kann es sein, dass ich
sterbe», sagt die Schülerin der 7C an der Hamburger
Max-Schmeling-Stadtteilschule, als sie am ersten Schultag nach den
Sommerferien ihr Klassenzimmer betritt. Im vergangenen Schuljahr habe
sie sich sicherer in der Schule gefühlt, weil die Klassen während des
Notunterrichts in zwei Gruppen aufgeteilt waren und neben ihr keiner
saß. «Jetzt sitzen wir alle an einem Tisch und haben keine Masken
auf.»
Nach fast dreieinhalbmonatiger Corona-Zwangspause und sechs Wochen
Sommerferien sind Hamburgs Schüler am Donnerstag unter verschärften
Bedingungen ins neue Schuljahr gestartet. Wegen der Pandemie bestehen
an allen 471 staatlichen und privaten Schulen der Hansestadt strenge
Hygieneregeln und eine Maskenpflicht. Ausnahmen beim Tragen eines
Mund-Nasen-Schutzes gelten nur am Arbeitsplatz im Klassen- und
Lehrerzimmer sowie für Grundschüler bis zehn Jahre.
Zuletzt hatte es teils scharfe Kritik an der Entscheidung des
rot-grünen Senats gegeben, die Schule trotz der Corona-Pandemie mit
allen Schülern im Regelbetrieb beginnen zu lassen. So unterzeichneten
bis Donnerstagmittag mehr als 1000 Hamburger online einen offenen
Brief der Elterninitiative «Sichere Bildung für Hamburg!» an
Bürgermeister Peter Tschentscher, Schulsenator Ties Rabe und
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (alle SPD). Darin beklagen die
Eltern unter anderem, dass die Corona-Prävention unterentwickelt sei
und ein «Plan B» fehle.
«Es ist wichtig, dass die Schule nun im Regelbetrieb wieder losgeht -
denn Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Bildung und
Teilhabe», verteidigt Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) die Entscheidung
des Senats via Twitter. Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit
begrüßt den Neustart. «So aufgeregt! Endlich wieder richtig Schule,
nach fast fünf Monaten. Allen Hamburger Kindern (& Eltern) einen
ebenso entspannten Start heute», twittert sie.
Auf einem Tisch im Klassenraum der 7c steht eine Flasche
Desinfektionsmittel, die von jedem Schüler zu Beginn des Unterrichts
benutzt werden muss. Und nicht nur das: Die Schülerinnen und Schüler
müssen eine ganze Reihe von Vorgaben erfüllen, um das
Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Das beginnt beim Händedesinfizieren,
reicht über vorgegebene Laufwege in der Schule und endet nicht mit
der Maskenpflicht. Schüler Fabrice Kirchenmayer muss sich die Regeln
gelegentlich noch mal durchlesen, um keine zu übersehen, wie er sagt.
«Aber die Hauptregeln vergesse ich nicht.»
Klassenlehrer Daniel Zickenrott fragt zu Beginn des ersten Schultags
in die Runde, wer im Ausland Urlaub gemacht habe. «Ich war in der
Türkei und ich habe einen Corona-Test gemacht», erzählt eine
Schülerin. Dann verteilt Zickenrott ein Formular für die Eltern.
Darin sollen diese bestätigen, dass sie entweder negativ getestet
wurden oder vor dem 23. Juli aus einem Risikogebiet zurückgekehrt
sind. Und damit die Schüler den Ernst der Lage auch ja nicht
verkennen, redet er ihnen ins Gewissen, dass falsch ausgefüllte
Formulare teuer werden können.
Die Gefahr, sich selbst bei den Kindern anzustecken, sieht der
32-jährige gleichwohl entspannt, weil er noch relativ jung sei und
keine Vorerkrankungen habe. «Wie weit man sich als Lehrer den
Schülern nähert, ist natürlich jedem so ein bisschen freigestellt»,
sagt er.
Schulleiter Philipp Scholz sieht seine Schule für den Fall eines
Infektionsausbruchs gut vorbereitet. Insbesondere deshalb, weil die
Klassen überwiegend unter sich blieben, meist im selben Raum
unterrichtet würden und es auch keinen Austausch zwischen den
Jahrgängen gebe. So könne ein vollständiger Lockdown verhindert
werden, hofft Scholz.
Die Lerndefizite der Schüler infolge der monatelangen Zwangspause
will der Schulleiter im neuen Schuljahr so schnell wie möglich
aufholen. «Aber das wird eine enorme Herausforderung, von der ich
noch nicht weiß, wie wir sie am Ende bewältigen werden.»
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