Corona verschärft Fahrlehrermangel und lässt Preise steigen

Einsteigen und losdüsen: So sehen Fahrstunden in der Corona-Zeit
nicht mehr aus. Beim Personal der Fahrschulen hapert es und die
Pandemie verursacht zusätzlichen Aufwand.

Erfurt/Zella-Mehlis (dpa/th) - Die Corona-Pandemie macht auch vor den
Fahrschulen nicht Halt. Das wirkt sich auch auf die Preise aus: Die
Hygieneauflagen sorgten für Mehrkosten, die an die Kunden
weitergegeben werden müssen, heißt es vom Thüringer
Fahrlehrerverband. «Wegen des Mehraufwands für die Desinfektion der
Fahrzeuge und der Desinfektionsmittelkosten ist eine Preisanpassung
von zwei bis zehn Euro zu erwarten», sagte der Verbandsvorsitzende
Harry Bittner.

Der Stundenausfall bei der Ausbildung verursacht nach Einschätzung
des Fahrlehrerverbands zudem zusätzliche Engpässe beim Lehrpersonal
in Fahrschulen. «Weil die Ausbildung sieben Wochen ruhen musste, hat
sich die ohnehin angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt noch
einmal deutlich verschärft», sagte Bittner. Aktuell würden landesweit

mindestens 80 Lehrer benötigt, um freie Stellen zu besetzen.
Mancherorts seien die Fahrschulen so überlastet, dass sie bis zum
Jahresende keine neuen Schüler aufnehmen könnten.

«Zumindest mittelfristig ist aber Entspannung in Sicht», so Bittner.
Aktuell seien rund 50 Lehrer in Ausbildung, die den Arbeitsmarkt im
kommenden Jahr entlasteten. Langfristig sei die Perspektive aber
schwieriger: So seien etwa 60 Prozent der Fahrlehrer in Thüringen
älter als 60 Jahre. «Wir sehen da einer Rentenwelle entgegen.»

Verschärft würden die Probleme durch die Unterschied zwischen Stadt
und Land: Während es in und um Erfurt derzeit etwa 70 Fahrschulen
gebe, seien die Schulen in ländlichen Regionen wie dem Altenburger
Land mittlerweile dünn gesät. Eine Beobachtung, die auch Frank Wagner
vom Fahrlehrerausbildungszentrum «VI Verkehrsinstitut» bestätigt:
«Mitte der 90er Jahre gab es zum Beispiel im Kreis
Schmalkalden-Meiningen noch 85 Fahrschulen. Heute sind es weit
weniger als die Hälfte. Es fehlt einfach der Nachwuchs.»

Einen Ansturm von Fahrschülern, die während der Zwangspause keinen
Führerschein machen konnten, sei kaum spürbar, sind sich die Experten
einig. «Man kann höchstens von einem kleinen Stürmchen sprechen», s
o
Bittner.

Um die Folgen möglicher Shutdowns durch Corona in Zukunft zu mildern,
hofft Bittner darauf, dass das Verkehrsministerium künftig zumindest
in manchen Teilen der Fahrlehrerausbildung auch Online-Kurse zulässt.
Aktuell sei das nicht möglich. Wagner wünscht sich eine Kursänderung

auf Bundesebene: Bisher gebe es eine Förderung der Ausbildung nur für
Arbeitssuchende der Arbeitsagenturen. Ergänzend müssten auch die
Fahrschulen bei den Ausbildungskosten unterstützt werden - denn die
Fahrlehrerausbildung schlage unter dem Strich mit bis zu 40 000 Euro
und 14 Monate Ausbildungszeit zu Buche. «Gerade kleine Fahrschulen
können solche Beträge kaum stemmen. Da wäre eine Unterstützung durc
h
staatliche Förderprogramme nötig.»

Der Fahrlehrerverband bemängelt zudem den aktuell Thüringer
Flickenteppich beim Thema Mundschutz. Je nach Landkreis gebe es alle
Arten von Kombinationen - von der Maskenpflicht für alle Insassen
über Mundschutzpflicht nur für Lehrer oder Schüler bis hin zu gar
keiner Maskenpflicht. «Da würden wir uns natürlich eine einheitliche

Regelung wünschen.» Vor allem für die Fahrlehrer, die jeden Tag bis
zu 11 Stunden im aufgeheizten Auto Maske tragen müssten, sollten von
der Pflicht befreit werden. Wagner setzt dagegen - ungeachtet der
gesetzlichen Vorgaben - auf 100 Prozent Maskenpflicht für Schüler und
Lehrer. «Wir wollen auf Nummer sicher gehen - eine
Quarantäne-Zwangspause wäre finanziell kaum zu verkraften.»

Unternehmenspleiten aufgrund von Corona hat es dem Fahrlehrerverband
zufolge bisher nicht gegeben. Ein Drittel der Fahrschulen hätten
demnach die Corona-Hilfen in Anspruch genommen. In Thüringen gibt es
Schätzungen des Verbands zufolge aktuell etwa 1000 Fahrlehrer.

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