Israelis informieren sich über Austricksen von Handy-Überwachung

Tel Aviv (dpa) - Im Kampf gegen die steigenden Corona-Zahlen setzt
die israelische Regierung auch auf die Überwachung von Handys durch
den Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Einige Israelis informieren sich
einem Medienbericht zufolge nun jedoch über Wege, sich dieser zu
entziehen. Wie das Nachrichtenportal N12 am Donnerstag berichtete,
geht es dabei um speziell gefertigte Taschen oder Hüllen, die die
Überwachung von Handys verhindern sollen. In sozialen Netzwerken
bildeten sich dazu Gruppen, auch mögliche Einkaufsgemeinschaften.
Schin Bet wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Der Geheimdienst hatte die umstrittene Maßnahme zu Beginn der Krise
eingesetzt. Israels Höchstes Gericht verbot sie Ende April
vorübergehend. Vor wenigen Tagen wurde sie aber nach der
Verabschiedung eines notwendigen Gesetzes wieder aufgenommen.

Die Technologie wird sonst zur Terrorbekämpfung eingesetzt. Nun
werden mit ihrer Hilfe Bewegungsprofile erstellt, um zu sehen, mit
wem Erkrankte zuletzt in Kontakt waren. Diese Menschen werden dann
per SMS gewarnt und aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben.
Medienberichten zufolge häuften sich zuletzt Beschwerden über
fehlerhafte Überwachungen.

Die Pandemie verlief in Israel zunächst glimpflich. Nach Lockerungen
stieg die Infiziertenzahl jedoch rapide an. In den vergangenen Tagen
wurden täglich konstant mehr als 1000 Neuinfektionen registriert,
nachdem diese im Mai noch im niedrigen zweistelligen Bereich lagen.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht für sein Krisenmanagement
zunehmend in der Kritik.