Arbeitgeberverbände sehen durch Corona-Krise 60 000 Jobs in Gefahr

Hannover (dpa/lni) - Der konjunkturelle Einbruch durch die
Corona-Pandemie gefährdet nach Einschätzung der Arbeitgeber rund 60
000 Jobs in Niedersachsen. «Wir erwarten, dass dieses Jahr etwa 30
000 Stellen verloren gehen, zu einem größeren Teil als Folge der
Nicht-Wiederbesetzung von freiwerdenden Stellen, aber auch als
unmittelbare Folge von Entlassungen», sagte Volker Schmidt,
Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, am Donnerstag in
Hannover. Für 2021 werde nach derzeitigem Stand dann noch einmal ein
Stellenverlust in ähnlicher Größenordnung befürchtet.

Grundlage für die Prognose ist eine Umfrage, an der sich mehr als 800
Unternehmen - schwerpunktmäßig aus der Industrie, aber auch aus
Handel und Dienstleistungen - beteiligt haben. In der Metall- und
Elektroindustrie liegen die Umsätze demnach im Schnitt rund 40
Prozent unter dem Vorjahresniveau. Viele Firmen verzeichneten weniger
als 50 Prozent Auslastung. Für das zweite Halbjahr rechneten sogar 75
Prozent der Betriebe damit, dass sich die Auftragslage noch einmal
verschlechtern wird, wie Niedersachsenmetall mitteilte.

Ab dem Herbst droht Schmidt zufolge eine Insolvenzwelle, die auf den
Arbeitsmarkt durchschlagen wird. Er befürchte, dass
Strukturanpassungen zu einer Verlagerung von Jobs ins
südosteuropäische Ausland führen. «Diese Arbeitsplätze sind
unwiederbringlich weg», sagte Schmidt.

Die niedersächsische Landesregierung will die Krise mit
Milliardenhilfen bewältigen. Nachdem bereits Ende März ein erster
Nachtragshaushalt über 4,4 Milliarden Euro einstimmig beschlossen
wurde, soll der Landtag Mitte Juli über eine weitere Etataufstockung
mit 8,4 Milliarden Euro entscheiden.

Die Beschäftigten der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie
müssen derzeit coronabedingt auf reguläre Lohnsteigerungen
verzichten. Bei ihrer «Not-Tarifrunde» im März vereinbarten
Arbeitgeber und IG Metall aber auch eine besondere Unterstützung bei
Kurzarbeit und Kinderbetreuung. Wegen der starken Belastung vieler
Betriebe war es zu einem vorzeitigen Tarifabschluss gekommen.