London stemmt sich mit Corona-Paket gegen Massenarbeitslosigkeit

Die britische Regierung fürchtet einen rasanten Anstieg der
Arbeitslosigkeit, wenn der Staat die Zahlung der Gehälter für
beurlaubte Arbeitnehmer im Oktober einstellt. Mit Steuergeschenken
und Hilfen für Unternehmen wird nun gegengesteuert.

London (dpa) - Die Regierung in London will mit einem umfangreichen
Paket aus Steuergeschenken und Hilfen für Unternehmen einen Rückfall
in die Massenarbeitslosigkeit verhindern. Insgesamt will der Staat
dafür rund 30 Milliarden Pfund (rund 33,3 Mrd Euro) in die Hand
nehmen, wie Schatzkanzler Rishi Sunak am Mittwoch im Parlament in
London ankündigte.

Um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu mildern, soll unter
anderem die Mehrwertsteuer in der Gastronomie und Tourismusbranche
vorübergehend von 20 auf 5 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig wird
die Schwelle bei der Grunderwerbsteuer hinauf gesetzt, um den
Immobilienmarkt wieder in Schwung zu bringen. In den kommenden sechs
Monaten muss die Abgabe erst ab einem Immobilienwert von einer halben
Million Pfund gezahlt werden (rund 555 000 Euro).

Unternehmen sollen zudem mit Geld unterstützt werden, wenn sie junge
Menschen zwischen 16 und 24 Jahren einstellen oder ihre beurlaubten
Mitarbeiter wieder zurückholen. Die Regierung werde für ein halbes
Jahr den Mindestlohn für die Berufsanfänger übernehmen, so Sunak. Wer

seine Mitarbeiter zurückhole, erhalte eine Prämie. Dafür stellt die
Regierung zwei Milliarden Pfund bereit. Weitere drei Milliarden
werden in Zuschüsse für die energetische Sanierung von Gebäuden
gesteckt. «Unser Plan hat ein klares Ziel: Arbeitsplätze zu schützen,

zu fördern und zu schaffen», sagte der konservative Finanzminister.

Die Corona-Krise hat in den ersten drei Monaten des Jahres die
Wirtschaftsleistung in Großbritannien drastisch einbrechen lassen.
Das Bruttoinlandsprodukt im April war um 25 Prozent kleiner
ausgefallen als noch zwei Monate zuvor.

Bis in den Oktober hinein will die Regierung noch teilweise für die
Gehälter von beurlaubten Mitarbeitern aufkommen. Für die Zeit danach
wird jedoch mit vielen Entlassungen gerechnet, vor allem wenn es zu
einer zweiten Infektionswelle kommen sollte. Der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge könnte
die Arbeitslosenrate im Vereinigten Königreich dann auf knapp 15
Prozent steigen. Zuletzt herrschte in dem Land beinahe
Vollbeschäftigung. Doch Großbritannien ist mit mehr als 44 500
Todesfällen bei nachweislich Infizierten das von der Pandemie am
stärksten betroffene Land Europas.

Premierminister Boris Johnson hatte bereits vergangene Woche
Investitionen von umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro in den Bau und
die Sanierung von Krankenhäusern, Straßen und Schulen angekündigt.
Umgerechnet rund 13 Milliarden Euro sollen in den kommenden acht
Jahren zudem in die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum fließen.