Trump dringt auf Öffnung der Schulen in den USA nach Sommerferien

Experten sind angesichts der Coronavirus-Pandemie in den USA besorgt.
Jeden Tag werden Zehntausende neue Infektionen verzeichnet. Präsident
Trump will dennoch mit aller Macht zurück zur Normalität - auch beim
Schulbetrieb.

Washington (dpa) - Trotz dramatisch hoher Coronavirus-Fallzahlen will
US-Präsident Donald Trump Druck auf die US-Bundesstaaten ausüben,
damit dort die Schulen nach den Sommerferien wieder öffnen. «Wir
wollen, dass unsere Schulen im Herbst geöffnet sind», sagte Trump am
Dienstag (Ortszeit) bei einem Runden Tisch zu dem Thema im Weißen
Haus. Das sei sehr wichtig sowohl für das Land als auch für das
Wohlbefinden von Schülern und deren Eltern. «Wir werden Druck auf die
Gouverneure und alle anderen ausüben, die Schulen zu öffnen.»

Der Republikaner verharmloste die Corona-Krise erneut und warnte
davor, Schulen aus politischen Erwägungen geschlossen zu halten. Er
spielte damit auf demokratische Gouverneure von Bundesstaaten an, die
sich in großer Zahl gegen Trumps Drängen auf eine schnelle Rückkehr
zur Normalität wehren.

Trump sagte, die Zahl der Todesfälle habe deutlich abgenommen - das
ist im Vergleich zum Höhepunkt der Krise richtig. Allerdings sagte er
auch, dass die Sterblichkeitsrate in den USA «die niedrigste auf der
Welt» sei. Das ist nach Daten der Johns-Hopkins-Universität
(JHU) nicht korrekt: Unter den 20 am schwersten von der Pandemie
betroffenen Ländern haben 13 Staaten eine niedrigere
Sterblichkeitsrate pro 100 bestätigter Corona-Infektionen.

Trump übte scharfe Kritik an der US-Eliteuniversität Harvard, die am
Montag mitgeteilt hatte, wegen des Coronavirus im Wintersemester alle
Vorlesungen online abzuhalten. «Ich denke, dass sie es sich leicht
machen, und ich denke, sie sollten sich schämen», sagte Trump. Der
Präsident schloss einen erneuten Lockdown wegen der Pandemie aus.
«Wir bleiben offen, wir schließen nicht.»

Die Zahl der Neuinfektionen in den USA ist seit Mitte Juni infolge
der Lockerung der Corona-Auflagen dramatisch angestiegen. Die USA
verzeichneten am Dienstag nach der JHU-Statistik einen Anstieg um
60 000 neue bestätigte Fälle innerhalb eines Tages - mehr als je
zuvor seit Beginn der Pandemie. Insgesamt wurden in den USA bislang
rund drei Millionen Coronavirus-Infektionen verzeichnet. Mehr als
131 000 Menschen starben nach einer Covid-19-Erkrankung.

Bis November könnten einem weithin beachteten Modell zufolge in den
USA insgesamt rund 208 000 Menschen nach einer Infektion mit dem
Coronavirus gestorben sein. Wenn 95 Prozent der Menschen in der
Öffentlichkeit stets Masken trügen, könnte die Zahl der Opfer bis
November aber mit rund 163 000 deutlich geringer ausfallen, erklärten
die Forscher des Instituts IHME der Universität Washington in
Seattle. Zuletzt hatten die Forscher rund 175 000 Tote
prognostiziert. Im September und Oktober sei zu Beginn der
Grippesaison mit einem Anstieg der Todeszahlen zu rechnen, hieß es.

Der Immunologe Anthony Fauci - der zur Corona-Arbeitsgruppe des
Weißen Hauses gehört - hatte sich am Montag angesichts des raschen
Anstiegs der Corona-Neuinfektionen im Süden und Westen des Landes
besorgt gezeigt. Die gegenwärtige Lage sei «wirklich nicht gut» und
erfordere «sofortiges» Handeln, sagte der Direktor des Nationalen
Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten in einem Live-Chat.

Die USA hätten die Pandemie nie unter Kontrolle gebracht und steckten
daher immer noch in der ersten Welle des Virus, sagte Fauci.
Vergangene Woche hatte der Experte bei einer Anhörung im Kongress
gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der
Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100 000 steigen.