Sterne-Koch Raue: Berlin muss wieder vibrieren

Berlin (dpa/bb) - Berlin muss aus Sicht von Sterne-Koch Tim Raue auch
in der Corona-Krise zu seinen Szene-Werten zurückfinden. «Die Stadt
ist immer deswegen in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewachsen,
weil es ein Ort war, der vibriert hat», sagte Raue am Mittwoch in
Berlin. Für die Einzigartigkeit und gelebte Diversität müssten
entsprechend Orte geöffnet werden.

Es kämen nicht so viele Menschen wie für den Sommer erwartet nach
Berlin, «weil die Stadt im Moment einfach nicht vibriert». Die
«sozialen Orte» fehlten. «Wir müssen diese Orte wiederbeleben. Das

ist der Unterschied, den diese Stadt ausgemacht und das Wachstum
ermöglicht hat», sagte Raue. Die Räume seien entscheidend, damit die

Menschen sich auf besondere Art und Weise entfalten könnten. «Wenn
wir diese Plätze nicht zur Verfügung stellen, gehen die Menschen
woanders hin.» Berlin müsse aufpassen, nicht hinten runterzufallen,
«denn wir haben eine einzigartige Atmosphäre gehabt».

Raue hatte sich gemeinsam mit einem Bündnis beispielsweise aus
Musikern, DJs, Club- und Festivalbetreibern, Messeveranstaltern,
Hoteliers und Gastronomen in einem offenen Brief an Senat und
Abgeordnete («außer AfD») stark gemacht für «strukturelle Änder
ungen
und Erleichterungen, die das urbane Leben Berlins nach der Pandemie
aus einem tödlichen Eindämmungsschlaf erwecken».

Aus Sicht der Unterzeichner von «One Berlin» können
Überbrückungskredite und Soforthilfen nur der Anfang sein für einen
neuen Umgang mit dem urbanen Leben. Mit partizipativen und gemeinsam
entwickelten Perspektiven solle dazu ermutigt werden, «die langen
Wege aus der Krise zu gehen».

So sollen Schankvorgärten bis 2.00 Uhr öffnen können, Gaststätten
zudem öffentliche Straßen für besondere Gelegenheiten nutzen dürfen
.
Für festgelegte Orte soll es zudem Ausnahmen vom Lärmschutz geben.
Grünflächen und Freibäder sollen zur temporären Nutzung für
Veranstaltungen unter freiem Himmel freigegeben werden.

Bis zur endgültigen Aufhebung gewerblicher Einschränkungen und
Kontaktbeschränkungen fordert die Initiative die Übernahme von
Mietzahlungen für Geschäftsräume, die Aussetzung von Gewerbe- und
Körperschaftssteuer sowie Vorauszahlungen. Von Januar an soll die
Umsatzsteuer auf sieben Prozent gesenkt und die Gewerbesteuer
halbiert werden.