Kulturstiftung weitet Stipendienprogramm auf weiterere Berufe aus

Die Corona-Krise hat auch viele Künstler in eine bedrohliche Lage
gebracht. Da ihnen wegen der Auflagen Auftrittsmöglichkeiten fehlten,
haben viele Existenzängste. Nun lichtet sich das Dunkel.

Dresden (dpa/sn) - Raus aus der Schockstarre: Sachsens freischaffende
Szene macht wieder Kunst und nutzt dafür auch ein Stipendienprogramm
der Kulturstiftung des Freistaates. Das Programm «Denkzeit» zur Hilfe
für Künstler in der Corona-Krise werde auf weitere Berufsgruppen
ausdehnt, teilte die Stiftung am Mittwoch in Dresden mit. Ab 15. Juli
können sich auch freischaffende Kulturmanager, Kuratoren,
Musikproduzenten, Dramaturgen, Maskenbildner, Illustratoren,
Übersetzer, Lektoren oder Musik-, Kunst- und Theaterpädagogen
bewerben. Fünf Millionen Euro stehen dafür bis Ende des Jahres
bereit. Da jeder Stipendiat 2000 Euro erhält, reicht die Summe für
2500 Bewerber.

Am Dienstag zog die Stiftung ein Resümee zur ersten Runde der
«Denkzeit», die im April begann. Dafür waren 1900 Anträge
eingegangen, 1000 Stipendien konnten vergeben werden. «Wir wurden
regelrecht überflutet von Anträgen», schilderte die für das Program
m
zuständige Referentin Sophia Littkopf die Situation und wertete den
Andrang als Beleg für die Notlage der Betroffenen. Sie habe bei
zahllosen Telefonaten auch viel über Menschen gelernt. Manche hätten
die Corona-Auflagen als Berufsverbot empfunden und ausgiebig ihre
Ängste und Sorgen beschrieben. Einige hätten deutlich gemacht, dass
sie keine Grundsicherung oder Almosen wollten. Bei anderen wiederum
habe es eine Anspruchshaltung gegeben, dass ihnen das Geld zusteht.

Nach Angaben von Littkopf gingen 56 Prozent aller Stipendien nach
Leipzig, 26 Prozent nach Dresden und 18 Prozent nach Chemnitz sowie
in die ländlichen Kulturräume. 44 Prozent der Stipendiaten sind
Frauen, 56 Prozent Männer. Die meisten stammen aus den Sparten
Darstellende Kunst und Musik (44,4 Prozent), Bildende Kunst (40,3
Prozent), Literatur (7,9 Prozent) und Film (7,4 Prozent). Wer bei der
ersten «Denkzeit» leer ausging, komme automatisch in die neue
Auswahlrunde und brauche sich nicht erneut bewerben, hieß es.

«Das Stipendium hat bei mir dazu geführt, den Kopf wieder frei zu
kriegen», berichtete die Kabarettistin Ellen Schaller. Sie hatte sich
mit einem «Corona-Tagebuch» beworben, aus dem inzwischen ein
Bühnenstück entstand. Der Fotograf und Medienkünstler Andreas Ullrich

befand sich zum Zeitpunkt des Lockdowns bei einem Kunstprojekt in
Indien und nutzte die Zeit, um mit Videoporträts alter Männer zu
beginnen.

Sachsen hatte zusätzlich zu den Bundeshilfen drei Hilfspakete für die
Kultur geschnürt. Ein 10 Millionen Euro umfassendes Programm wurde
schon Anfang April verabschiedet. Im Mai folgte ein Sofortprogramm
mit sechs Millionen Euro für Musikschulen und Lehrkräfte. 68
Millionen Euro sieht ein Programm für Kultur und Tourismus vor, das
im Juni beschlossen wurde. Aus ihm erhält die Kulturstiftung sieben
Millionen Euro, wovon fünf Millionen in das Stipendienprogramm
fließen. 750 000 Euro sind für den «Kleinprojektefonds» der Stiftun
g
gedacht. Er soll Vorhaben in den ländlichen Regionen mit Fördersummen
von 500 bis 5000 Euro unterstützen.