Mehr Psychotherapeuten in MV - Wartezeiten auf dem Lande weiter hoch

Die Zahl der diagnostizierten psychischen Erkrankungen nimmt auch in
Mecklenburg-Vorpommern zu. Zwar steigt zugleich die Zahl der
Therapeuten. Doch muss Erhebungen zufolge jeder zehnte Patient im
Land länger als drei Monate auf einen Behandlungstermin warten.

Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der
Psychotherapeuten seit 2013 fast verdoppelt. Doch obwohl inzwischen
mehr als 400 dieser Fachleute im Land tätig seien, müssten Patienten
vielfach noch immer über Monate auf einen Behandlungstermin warten,
konstatierte der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse Barmer,
Henning Kutzbach, am Dienstag in Schwerin. Lücken im Netz der
Therapiepraxen gebe es vor allem im ländlichen Raum. Deshalb
appellierte Kutzbach an Landesregierung und Ärzteverbände, die
Ansiedlung von Therapeuten in schlecht versorgten Regionen ähnlich zu
fördern, wie die von Landärzten.

«Der ländliche Raum muss attraktiver gemacht werden», mahnte
Kutzbach. Nach seinen Worten kommen im bundesweiten Durchschnitt 39
Psychotherapeuten auf 100 000 Einwohner. In Mecklenburg-Vorpommern
liege die Quote bei 25. Dabei reiche die Spanne von 32 je 100 000 in
Rostock bis unter 15 in den Landkreisen. Kutzbach regte an,
Psychotherapie-Plätze in Medizinische Versorgungszentren zu
integrieren, um dort regelmäßige Sprechstunden zu ermöglichen.

Zwar habe sich die psychotherapeutische Versorgung in den neuen
Bundesländern seit 1990 grundlegend verbessert, doch sei der Weg zu
einer bedarfsgerechten Betreuung noch sehr weit, sagte der Präsident
der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer, Gregor Peikert. Neue Wege
wie Gruppentherapien oder Online-Therapien könnten allerdings helfen,
den Rückstand aufzuholen. Online-Angebote hätten gerade durch die
Corona-Krise einen Aufschwung genommen, Hürden seien abgebaut worden.
«Doch wird das Gespräch in der Video-Konferenz nur eine Ergänzung
sein und den direkten Kontakt nicht ersetzen können», betonte
Peikert.

Wie Barmer-Geschäftsführer Kutzbach unter Berufung auf den jüngsten
Arztreport der Krankenkasse sagte, suchten im Jahr 2018 im Nordosten
etwa 48 000 Menschen einen Psychotherapeuten auf. Von 2016 bis 2018
sei die Zahl der Kontakte somit um 20 Prozent gestiegen. Der Anteil
der Frauen liege dabei um die Hälfte höher als der der Männer. Laut
Peikert treten Krankheitsbilder wie etwa Depressionen bei Frauen
öfter auf, während Männer häufiger unter den Folgen von
Suchterkrankungen litten, sich aber oft erst spät für eine Therapie
entschieden.