Unterricht mit Maske? - Land prüft Maßnahmen zum Schutz vor Corona

Eine Art Regelunterricht soll es nach den Sommerferien an den Schulen
im Südwesten geben. Lehrer sorgen sich, dass sie sich bei Schülern
mit Corona anstecken könnten. Das Land sucht nach Lösungen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Die grün-schwarze Landesregierung erwägt eine
Maskenpflicht für ältere Schüler, um mögliche Corona-Ansteckungen i
n
Schulen zu verhindern. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
sagte am Dienstag in Stuttgart, man diskutiere, ob so eine Pflicht
sinnvoll sei und wie sie umgesetzt werden könnte. Die Wissenschaft
rate dazu, dass die Schüler in ihren Gruppen zusammenblieben. «Das
ist aber bei unserem Kurssystem der Oberstufe nicht möglich. Also
wird man da, denke ich, dann doch über die Maske reden müssen.»

Ein Sprecher von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bestätigte,
es werde innerhalb der Landesregierung über die Nutzung von Masken an
weiterführenden Schulen diskutiert. «Gerade wenn die Infektionszahlen
steigen, könnte dies eine Handlungsoption sein.» Der Vorsitzende des
Landesschülerbeirats, David Jung, plädierte dafür, vor allem die
Abstandsregeln in den Klassenräumen einzuhalten. Sollte dies nicht
möglich sein, solle man Masken in Erwägung ziehen.

Nach den Sommerferien, die Ende Juli beginnen und Mitte September
enden, sollen in Baden-Württemberg möglichst alle Schüler wieder
regulär in den Schulen unterrichtet werden - soweit dies in
Corona-Zeiten möglich ist. Bislang gibt es nur in den Grundschulen
einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen. Die ansonsten noch
geltenden Abstandsgebote sind dort gefallen. Die Landesregierung
stützt sich dabei auf eine Studie mit Kindern bis zu zehn Jahren, die
ergeben hat, dass Kinder keine Treiber der Infektionen sind.

Nach Angaben von Verbänden und Gewerkschaften haben Lehrer aber große
Sorge, dass sie sich in der Schule mit dem Coronavirus anstecken
könnten. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) fordert regelmäßige

Testangebote für alle pädagogischen und nicht-pädagogischen
Beschäftigten in Schulen und Kitas. Kretschmann und Sozialminister
Manne Lucha (beide Grüne) halten diese aber für zu teuer und
angesichts der derzeit niedrigen Infektionszahlen im Südwesten auch
für nicht angebracht. Der Konflikt soll nach Kretschmanns Angaben bis
zur parlamentarischen Sommerpause gelöst werden.

«Wir werden uns auf irgendetwas einigen, das hoffentlich auch der
Lehrerschaft in diesen Ängsten, deren Rationalität ich nicht so
richtig verstehe, entgegenkommt», sagte Kretschmann. Die Frage sei,
was man tun könne, um das Sicherheitsgefühl der Lehrer zu verbessern.
«Maskentragen ist das große Stichwort dabei und andere Maßnahmen
mehr.» Klar sei aber auch, dass Lehrer und Schüler «richtig
durchgetestet» würden, wenn in einer Schule eine Corona-Infektion
auftrete. «Auch das Versprechen gilt, dass wir das anlassbezogen
immer dann in der Breite machen werden.»

Die Bildungsgewerkschaft GEW erklärte, eine Maskenpflicht für ältere

Schüler könne nur eine Maßnahme von vielen sein. GEW-Landeschefin
Doro Moritz erwartete noch weitere Schritte: «In zehn Wochen beginnt
das neue Schuljahr. Bis dahin müssen an allen 4500 Schulen mehr
Reinigungskräfte eingestellt werden und ausreichend FFP2-Masken für
alle Lehrkräfte, die diese brauchen, gekauft werden.» FFP2-Masken
sind Masken mit einem größeren Schutz als selbstgenähte Stoffmasken.

Zudem würden weitere pädagogische Profis in den Klassenzimmern
benötigt, damit der Unterricht ab Mitte September gelingen könne.