Top-Experte Fauci warnt: Corona-Situation in den USA «nicht gut»
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen bleibt in den USA auf dramatisch
hohem Niveau. Das Urteil des führenden Experten Anthony Fauci ist
ernüchternd: Das Land habe die Pandemie nie unter Kontrolle gebracht.
Washington (dpa) - Einer der führenden Gesundheitsexperten der USA
hat sich angesichts des raschen Anstiegs der Corona-Neuinfektionen im
Süden und Westen des Landes besorgt gezeigt. Die gegenwärtige Lage
sei «wirklich nicht gut» und erfordere «sofortiges» Handeln, sagte
der Immunologe Anthony Fauci am Montag in einem Live-Chat. Die USA
hätten die Pandemie nie unter Kontrolle gebracht und steckten daher
immer noch in der ersten Welle des Virus, sagte Fauci. Die
Wiederöffnung der Wirtschaft und die nötigen Maßnahmen zur Eindämmu
ng
des Virus dürften nicht als Widerspruch gesehen werden, mahnte er.
Die Zahl der Neuinfektionen ist seit Mitte Juni infolge der Lockerung
der Corona-Auflagen dramatisch angestiegen. Seit einer Woche melden
US-Behörden im Schnitt fast 50 000 Neuinfektionen pro Tag, vor allem
aus den Bundesstaaten Florida, Texas, Georgia, Arizona und
Kalifornien. Für Sonntag waren Daten der Universität Johns Hopkins
zufolge 49 200 Neuinfektionen gemeldet worden. Für Montag gaben die
Forscher die Zahl mit rund 45 000 an. Das Niveau bleibt damit aber
deutlich höher als zum bisherigen Höhepunkt der Pandemie zwischen
März und Mai, als die USA täglich zwischen 25 000 und 35 000
Neuinfektionen erfassten.
Fauci sagte, die «ernste» Lage erfordere dringendes Handeln, um das
Virus langfristig einzudämmen. «Wir werden das schaffen.» Er betonte,
die klinischen Studien für die Erprobung möglicher Impfstoffe machten
gute Fortschritte. Der Experte hatte zuvor erklärt, es könne
vielleicht schon Anfang nächsten Jahres eine Impfung geben.
Fauci ist der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und
Infektionskrankheiten und ein Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des
Weißen Hauses. Vergangene Woche hatte er bei einer Anhörung im
Kongress gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der
Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100 000 steigen.
Der Impfstoffhersteller Novavax erklärte am Dienstag, 1,6 Milliarden
Dollar von der US-Regierung zur Verfügung gestellt zu bekommen, um
die Entwicklung von 100 Millionen Dosen eines Coronavirus-Impfstoffs
bis Ende des Jahres zu unterstützen. Die US-Regierung treibt die
Impfstoffsuche im Rahmen des Projekts «Operation
Warp-Geschwindigkeit» voran. Ziel der Regierung sei es, im kommenden
Jahr mit der Verabreichung von 300 Millionen Dosen eines Impfstoffs
zu beginnen, erklärte das Gesundheitsministerium.
Präsident Donald Trump spielte die von der Zuspitzung der Pandemie
ausgehende Bedrohung erneut herunter. Die Sterblichkeitsrate sei
dramatisch gefallen, schrieb der Republikaner am Montag auf Twitter.
Am Wochenende hatte er zum Entsetzen von Medizinern behauptet, 99
Prozent der Infektionen verliefen «völlig harmlos». In den USA sind
rund 130 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2
gestorben.
Die Sterblichkeitsrate, die sich aus nachgewiesenen Fällen und Anzahl
der Toten errechnen lässt, liegt der Johns-Hopkins-Universität
zufolge in den USA derzeit bei 4,4 Prozent - bei mehr als 2,9
Millionen nachgewiesenen Infektionen und mehr als 130 000 Toten. Auf
Grundlage der Daten vor zwei Wochen (23. Juni) ergab sich noch ein
Wert von etwa 5,1 Prozent.
Der oberste Gesundheitsbeamte der US-Regierung, Vizeadmiral Jerome
Adams, hatte am Freitag mit Blick auf die Sterblichkeitsrate
allerdings vor voreiligen Schlüssen gewarnt, da die Todesfälle den
Infektionszahlen um mindestens zwei Wochen oder mehr
«hinterherhinken», sagte Adams. Viele der Neuinfektionen würden zudem
bei jungen Leuten festgestellt, die seltener unter Vorerkrankungen
litten als ältere Menschen. Dies sei aber kein Grund zur Entwarnung,
hatte Adams klargemacht: «Worüber wir uns vor allem bei jungen Leuten
Sorgen machen ist, dass sie es bekommen und dann ihre Großmutter,
ihren Großvater anstecken.»
Die prominente Bürgermeisterin von Atlanta, Keisha Lance Bottoms,
teilte am Montag auf Twitter mit, sie sei positiv auf das Virus
getestet worden, habe aber keine Symptome aufgewiesen. Bottoms wird
als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin von Joe Biden gehandelt.
Der Demokrat und Ex-Vizepräsident Biden gilt als Herausforderer des
Republikaners Trumps bei der Wahl im November als gesetzt.
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