Umfangreiches Rettungspaket für britische Theater und Museen Von Silvia Kusidlo, dpa

Top-Museen, erstklassige Theater: London gilt als eine der besten
Kultur-Metropolen der Welt. Doch alle Kultureinrichtungen im Land
leiden unter der Pandemie. Reicht eine Finanzspritze zum Überleben?

London (dpa) - Mit einem großen Rettungspaket in Höhe von 1,57
Milliarden Pfund (1,74 Milliarden Euro) will die britische Regierung
Kultureinrichtungen in der Corona-Krise vor dem Kollaps bewahren. Das
Geld kommt unter anderem Theatern, Galerien, Museen und
Veranstaltungsorten für Musik-Events im Land zugute. Auch unabhängige
Kinos und Kulturerbe-Stätten sollen von den Maßnahmen profitieren.

Zuvor hatten Einrichtungen im ganzen Land die Regierung wochenlang
eindringlich um Unterstützung gebeten, weil sie einen Zusammenbruch
befürchteten. Neben Zuschüssen gibt es auch Darlehen. Insgesamt fiel
das Paket üppiger aus, als viele in Großbritannien erwartet hatten.

Premier Boris Johnson bezeichnete in einer Mitteilung der Regierung
vom Sonntagabend die Kulturbranche als «das schlagende Herz»
Großbritanniens. Kulturminister Oliver Dowden erklärte: «Unsere Kunst

und Kultur sind die Seele der Nation (...) Sie sind der Dreh- und
Angelpunkt unserer weltbesten und schnell wachsenden Kreativbranche.»

Viele Einrichtungen - vor allem in der Hauptstadt und Kulturmetropole
London - reagierten nach Verkündung des Rettungspakets erleichtert,
darunter die berühmten Tate-Galerien, das Wissenschaftsmuseum und die
National Gallery in London. Doch kaum angekündigt, gab es am Montag
auch Zweifler, ob die kräftige Finanzspritze das Überleben wirklich
garantieren könnte. Für die britische Oppositionspartei Labour war
klar: Das Rettungspaket komme viel zu spät.

Denn Großbritannien ist das am schlimmsten von der Pandemie
betroffene Land in Europa. Die meisten Kulturbetriebe sind noch
geschlossen. Geöffnet werden darf ohnehin nur unter strengen
Sicherheitsauflagen. Das werde vorerst auch so bleiben, bekräftigte
Kulturminister Oliver Dowden. Er sprach in einem BBC-Interview am
Montag von «kleinen Schritten» in der Bekämpfung der Corona-Krise.

Lighthouse-Geschäftsführerin Elspeth McBain im südenglischen Poole
zeigte sich skeptisch: «Die meisten Veranstaltungsorte arbeiten mit
einer sehr engen Marge», berichtete sie der BBC. Wegen der
Abstandsregeln könnten die Theater nicht voll besetzt sein.
Lighthouse ist ein großes Kulturzentrum, zu dem auch ein Theater,
eine Konzerthalle und ein Kino gehören. Dort brauche man etwa 80
Prozent Auslastung, um Gewinn zu machen, sagte McBain.

Für so manche kommt das Rettungspaket tatsächlich schon zu spät: So
musste etwa die renommierte Kultureinrichtung Nuffield Southampton
Theatres (NST) in der vergangenen Woche für immer den Betrieb
einstellen - nach etwa 50 Jahren. 86 Mitarbeiter verloren ihren Job.