Maskenpflicht im Handel: Kontroverse Diskussion um Glawes Vorschlag

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hat mit seinem Vorschlag zur
baldigen Aufhebung der Maskenpflicht im Einzelhandel Schlagzeilen am
Wochenende beherrscht. Doch die Gefolgschaft ist sehr überschaubar.

Rostock (dpa/mv) - Der Vorstoß von Wirtschafts- und
Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) für ein baldiges Ende der
Maskenpflicht im Handel hat auf Landes- und Bundesebene wenig
Zustimmung gefunden. Begrüßt wurde der Vorstoß vom Geschäftsführe
r
des Handelsverbands Nord in Rostock, Kay-Uwe Teetz, unter Hinweis auf
die prekäre Situation im Handel. Der Rostocker Infektiologe Emil
Reisinger sprach sich dagegen für eine Beibehaltung der bisher
geltenden Regelung aus.

Auch der Koalitionspartner SPD ging auf Distanz. «Bei allem
Verständnis für die Probleme des Einzelhandels ist jetzt nicht die
Zeit, über eine anstehende Abschaffung der Maskenpflicht zu
spekulieren», erklärte der SPD-Wirtschaftsexperte im Landtag, Jochen
Schulte, am Montag in Schwerin. Es sei weder im Interesse der
Menschen noch der Wirtschaft, mitten in der touristischen Hochsaison
leichtfertig die erzielten Erfolge im Kampf gegen die Ausbreitung des
Corona-Virus aufs Spiel zu setzen, betonte der SPD-Politiker.
Schlimmstenfalls drohten erneut weitergehende Einschränkungen.

Wie Teetz sagte, leidet aktuell besonders der Handel mit Bekleidung
und Schuhen. Dort gebe es «exorbitante Umsatzrückgänge» zwischen 33

und 50 Prozent. Es müsse darauf geachtet werden, dass die Innenstädte
nicht ausbluten. «Wir plädieren dafür, dass die Pflicht zum Tragen
einer Maske in die Verantwortung des Bürgers zurückkommt», betonte
Teetz. Dies gelte nicht nur für Kunden, sondern auch für
Beschäftigte. Wenn die eine Schutz tragen wollten, dann dürften die
das auch.

Reisinger sieht dagegen die Gefahr einer zweiten Infektionswelle noch
nicht gebannt. «Ich hoffe, dass wir da herumkommen, aber wir müssen
vorsichtig sein», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die
Maskenpflicht sei ein Ausdruck dieser Vorsichtsmaßnahmen. Das
bestehende Abstandsgebot und die Maskenpflicht seien die besten
Möglichkeiten zur weiteren Eindämmung der Corona-Pandemie.

Reisinger verwies auf aktuelle Entwicklungen beispielsweise in
Oberösterreich, wo nach einer Zeit der Lockerungen wieder Schulen
geschlossen und weitere strenge Regelungen wiedereingeführt wurden.
Hintergrund sei die starke Zunahme von Neuinfektionen mit dem
Sars-CoV-2-Virus.

Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU)
relativierte nach breitem Widerspruch auch aus den Reihen der Union
seine Forderung zu Änderungen bei der Maskenpflicht. «Ich spreche
mich keinesfalls für eine völlige Aufhebung der Maskenpflicht aus»,
sagte der CDU-Politiker am Montag auf NDR Info. Das wäre viel zu
früh. Nach der Sommerpause werde die Landesregierung darüber beraten,
wie mit der Maskenpflicht umgegangen werde. Der «Welt am Sonntag»
hatte Althusmann am Wochenende gesagt, die Maskenpflicht im
Einzelhandel solle in eine Empfehlung umgewandelt werden, wenn es das
Infektionsgeschehen zulasse.