Umfragen: Corona-Krise trifft Selbstständige und Kurzarbeiter

Die finanziellen Folgen der Corona-Krise sind für viele
Verbraucherinnen und Verbraucher noch unabsehbar. Bislang ist nur
eine Minderheit getroffen. Sparen die Menschen oder konsumieren sie
künftig mehr?

Frankfurt/Main (dpa) - Die Corona-Krise hat bislang Umfragen zufolge
nur eine Minderheit der Haushalte in Deutschland finanziell
getroffen. Die große Mehrheit der Menschen fühlt sich sicher,
fürchtet weder um das aktuelle Einkommen noch um den Job. Das zeigen
zwei am Montag veröffentlichte Umfragen der Bank ING und des
Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe in
Kooperation mit Nielsen.

In der Frankfurter Studie berichtet seit Monaten konstant eine
Minderheit von rund 18 Prozent der befragten 7500 Haushalte, dass
sich ihr Einkommen in der Krise verringert habe. 81 Prozent sehen
keine Einbußen und rund 90 Prozent erwarten in den kommenden Monaten
zumindest keine Verschlechterung mehr. Überproportional getroffen
bleiben aber Selbstständige.

Den Antworten zufolge ist es in Deutschland noch nicht zu einer
großen Kündigungswelle gekommen. Aber gerade unter den rund 16
Prozent Kurzarbeitern steigt die Sorge, den Arbeitsplatz innerhalb
der nächsten drei Monate zu verlieren. Diese Befürchtung hegen mit
«überwiegender Wahrscheinlichkeit» in dieser Gruppe 17 Prozent, fast

dreimal so viele wie bei der Gesamtheit der abhängig Beschäftigten.

Skeptisch zeigen sich die Frankfurter Finanzforscher zur
konjunkturellen Wirkung der Mehrwertsteuer-Absenkung. Im täglichen
Konsum sei die Auswirkung mit einer durchschnittlichen Ersparnis von
sechs Euro im Monat denkbar gering. Auch zusätzliche Anschaffungen
oberhalb von 250 Euro plane mit 11 Prozent nur eine Minderheit. Davon
sei auch noch der größere Teil auf Vorzieh-Effekte zurückzuführen.

«Wir sehen, dass die jüngste Mehrwertsteuersenkung als Bestandteil
des großen Konjunkturpakets der Bundesregierung in ihrer Wirkung bei
den allermeisten Haushalten verpufft», sagte der Frankfurter
Ökonomie-Professor Roman Inderst.

Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Bank ING berichtete
fast jeder fünfte, dass bereits die Reserven angegriffen worden
seien. 14 Prozent erklärten, mit Miete oder Baufinanzierung in Verzug
geraten zu sein. Auf größere Anschaffungen wollten 43 Prozent erst
einmal verzichten. Im Alltag haben sich für die Menschen keine
wesentlichen Mehrausgaben ergeben. Im Gegenteil gaben sie weniger für
Restaurantbesuche und Urlaub aus.