Wissenschaftler: Akzeptanz von Robotern steigt in Pandemie-Zeiten

Sie sollen Regale füllen, von Kunden Geld kassieren oder als
Assistenten in Teams arbeiten. Doch die Helfer sind nicht aus Fleisch
und Blut. Gerade auch in Pandemie-Zeiten könnten Roboter im Service
arbeiteten - mehr Technik als Infektionsschutz.

Darmstadt (dpa/lhe) - Elenoide winkt und hält Small-Talk. Der
androide, blonde Roboter ist dem Ebenbild einer Frau nachempfunden.
Maschinen wie Elenoide sollen künftig in Betrieben im Service oder
auch als Teammitglied mit in Arbeitsabläufe integriert werden. Nach
zwei Studien der Technischen Universität Darmstadt (TU) ist gerade in
der Corona-Pandemie die Akzeptanz für den Einsatz solcher humanoiden
Roboter gestiegen.

«In den Studien wurden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
beziehungsweise Führungskräfte aus Deutschland und den USA befragt»,

sagte Franziska Wolf vom Fachgebiet Marketing und Personalmanagement
im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Die
ausgewählten Stichproben würden eine repräsentative Zusammensetzung
der erwerbstätigen Bevölkerung beziehungsweise Führungskräfte im
Hinblick zum Beispiel auf Geschlecht und Alter darstellen. Die
Wissenschaftler führten von Anfang April bis Ende Mai Online-Studien
mit dem androiden Roboter Elenoide und dem humanoiden Roboter Pepper
in Deutschland und den USA durch.

Die Forscher gingen den Fragen nach, sollten Roboter während der
Pandemie eingesetzt werden, für welche Aufgaben im Servicebereich
wäre dies möglich und wie würde man sich beim Umgang mit Robotern
fühlen? Die Antworten seien eindeutig gewesen. Mehr als zwei Drittel
der Befragten hätten deutliche Vorteile von Service-Robotern gesehen.
So sinke das Infektionsrisiko, es beuge dem Fachkräftemangel vor und
reduziere die Überbelastung menschlicher Arbeitskräfte. Allerdings
würde die Mehrheit das Zwischenmenschliche vorziehen.

Vorstellen konnte sich eine Mehrheit der Befragten der TU zufolge
einen Einsatz bei der Bezahlung (76,4 Prozent), bei der Auskunft
(74,8) oder bei der Bereitstellung von Schutzmasken und
Desinfektionsmitteln (76,4). Als weitere Einsatzmöglichkeiten seien
Reinigen und Desinfizieren, das Auffüllen der Regale oder die
Warenannahme genannt worden. Deutlich schneller als vor der Pandemie
angenommen würden die Teilnehmer der Studien davon ausgehen, dass
solche Szenarien in rund acht Jahren Realität werden könnten. «In der

aktuellen Situation können wir sehen, dass wir Roboter früher
brauchen, als wir bisher erwartet haben», sagte Professorin Ruth
Stock-Homburg. Befragt wurden rund 250 Teilnehmer in Deutschland und
475 in den USA.

In einer zweiten in den USA durchgeführten Studie wollten die
Forscher die Frage klären, ob sich Beschäftigte von Unternehmen einen
Roboter als Team-Mitglied vorstellen können. Auch hier habe sich
gezeigt, dass die Akzeptanz in der Corona-Krise stieg. Eine knappe
Mehrheit habe sich in der Krise den vermehrten Einsatz gewünscht. Aus
Gründen des Infektionsschutzes könnten sie zum Beispiel bei Kunden-
oder Besucherkontakten eingesetzt werden aber auch als
Team-Assistenten oder Wissensexperten dienen. Entscheidend sei aber
eine Ähnlichkeit zum Menschen.

«In den Studien wurde konkret erfasst, ob die Akzeptanz im Zuge der
Corona-Krise zugenommen hat», sagte Wolf. Es sei darum gegangen, dass
auch Roboter bei der Bekämpfung von Covid-19 eingesetzt werden können
- mehr Technikeinsatz als Infektionsschutz. Dabei ging es nicht um
Industrieroboter, wie sie heute schon in der Automobilfertigung oder
der Logistik eingesetzt würden. Es ging um menschenähnliche
Maschinen. Androide Roboter wie Elenoide haben ein menschliches
Aussehen. Humanoide Roboter wie Pepper sind dem menschenähnlichen
Körperbau nachempfunden.