Anstieg bei Corona-Zahlen: Italien prüft Zwangseinweisung von Kranken

Rom (dpa) - Italien prüft die Möglichkeit von Zwangseinweisungen ins
Krankenhaus für Covid-19-Patienten, die durch falsches Verhalten neue
Ansteckungen auslösen können. Dazu sagte der italienische
Gesundheitsminister Roberto Speranza der Zeitung «La Repubblica» vom
Sonntag: «Ich erwäge mit meinen Juristen die Möglichkeit einer
zwangsweisen medizinischen Behandlung in Fällen, in denen eine Person
behandelt werden muss und sich weigert.» Hintergrund ist der Fall
eines Covid-19-Patienten in Venetien, der laut Medien trotz Fiebers
und eines positiven Tests nicht ins Hospital wollte.

Der Ende Juni von einer Balkanreise zurückgekehrte Unternehmer wird
für einen Corona-Herd mit mehreren Positiven und Dutzenden
Quarantäne-Fällen in der Stadt Vicenza verantwortlich gemacht. Der
Mittsechziger wurde Anfang Juli nach einer Verschlechterung doch ins
Krankenhaus gebracht und kam auf die Intensivstation.

Da Italien seit Februar von der Pandemie besonders hart getroffen ist
und rund 35 000 Todesfälle zählt, sorgt der leichte Anstieg der
Neuinfektionen in zahlreichen Regionen für Sorgen im ganzen Land.
Zuletzt zählten die Behörden landesweit 235 neue Fälle in 24 Stunden.

In Venetien kündigte Regionalpräsident Luca Zaia für Montag
verschärfte Anti-Corona-Maßnahmen an. Details wollte er zu
Wochenbeginn nennen. Er fordert eine Zwangseinlieferung von
Erkrankten, wenn sie die Behandlung verweigern.

Wer in Italien positiv auf Sars-CoV-2 getestet ist und nicht in
Isolation geht, dem drohen 3 bis 18 Monate Gefängnis sowie eine
Geldstrafe bis zu 5000 Euro. Fachleute und Politiker in dem
Mittelmeerland warnen regelmäßig, dass das Virus weiter kursiere und
die Menschen nicht übermütig werden sollten. Der Mikrobiologie
Professor Andrea Crisanti sagte am Sonntag im Sender Sky TG24, die
Lage sei unter Kontrolle. Aber neue Herde müssten sofort ausgemacht
und alle Kontaktpersonen schnell isoliert werden.