Nach Corona-Einschränkungen wieder viele größere Feiern in Thüringe n Von Andreas Hummel, dpa

Seit Mitte Juni sind trotz Corona-Pandemie wieder größere
Familienfeiern in Thüringen möglich. Teils werden den Behörden
Veranstaltungen mit mehr als 100 oder 200 Menschen gemeldet. Nicht
überall wird kontrolliert.

Schleiz/Meiningen/Sondershausen (dpa/th) - Nach den Einschränkungen
während der Corona-Pandemie wird in Thüringen wieder größer gefeier
t.
So wurden den Kreisen und kreisfreien Städten seit Inkrafttreten der
aktuellen Corona-Verordnung Mitte Juni rund 1000 größere private und
nicht-öffentliche Feiern angezeigt, wie eine Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur ergab. Teils kamen dabei mehr als 100 oder 200
Menschen zusammen. Zuckertütenfeste und Polterabende waren ebenso
dabei wie runde Geburtstage, Hochzeiten und Zeugnisübergaben.

Laut Verordnung müssen nicht-öffentliche Veranstaltungen und private
Feiern ab einer bestimmten Größe mindestens 48 Stunden vor Beginn den
Behörden angezeigt werden. Für Feiern in geschlossenen Räumen ist das

bei mehr als 30 Personen vorgeschrieben, unter freiem Himmel bei mehr
als 75. Dabei müssen Vorkehrungen zum Infektionsschutz ergriffen und
die Nachverfolgung von Kontakten gewährleistet sein.

Allein im Kyffhäuserkreis wurden bis Ende Juni 79 solcher
Veranstaltungen und Feiern angezeigt, die größte hatte 230
Teilnehmer. Im Kreis Schmalkalden-Meiningen wurden den Behörden 95
Feste mit maximal 200 Menschen gemeldet. Von etwa 50 Veranstaltungen
und Feiern pro Woche ist im Saale-Orla-Kreis die Rede. «Die höchste
Teilnehmerzahl war 150 für eine Geburtstagsfeier, die auf einem
Campingplatz stattfinden sollte», informierte der Sprecher des
Schleizer Landratsamtes, Alexander Hebenstreit.

Viele Behörden gehen davon aus, dass die meisten Veranstaltungen
tatsächlich auch gemeldet werden. Das Gesundheitsamt des Ilm-Kreises
etwa glaubt nicht an eine höhere Dunkelziffer. «Die Zahlen spiegeln
das Geschehen im Landkreis realistisch wider», meint auch Silke
Schmidt von Landratsamt des Weimarer Landes. Es gebe aber durchaus
anonyme Hinweise zu privaten Feiern, die nicht gemeldet waren. «Ja,
es gibt eine Dunkelziffer», räumte Claudia Steinhäußer von der Gera
er
Stadtverwaltung ein. Das Gesundheitsamt empfehle, auch kleinere
private Veranstaltungen zu melden.

Andernorts wird betont, dass die Feiern nur angezeigt werden müssen,
aber keiner Genehmigungspflicht unterliegen. Dadurch sei der Aufwand
für die Bürger nicht sehr hoch und die Hemmschwelle gering, sie bei
den Behörden zu melden. Dazu gibt es vielerorts Formulare und
Merkblätter, die online abgerufen werden können. Oder die Bürger
können die Anzeige formlos per E-Mail, Fax oder Post einreichen.

Kontrolliert wurden solche privaten Feiern und nicht-öffentlichen
Veranstaltungen in vielen Landkreisen und Städten den Angaben zufolge
bisher kaum. In Erfurt werde nur nach Hinweisen kontrolliert, sagte
Stadtsprecherin Heike Dobenecker. «Solche hat es bislang nicht
gegeben.» In den Landratsämtern in Sondershausen und Meiningen ist
von stichprobenartigen Kontrollen die Rede, bei denen bisher keine
Verstöße aufgedeckt wurden. Im Kreis Saalfeld-Rudolstadt wurden
dagegen bei Kontrollen fehlende Infektionsschutzvorkehrungen und die
Nichteinhaltung des Mindestabstands festgestellt.

Nach drei Wochen Praxiserfahrung fällt die Bilanz der Kommunen zu den
Bestimmungen für solche Feiern unterschiedlich aus. «Die Regelung ist
auf Dauer nicht praktikabel und belastet die Gesundheitsämter
unnötig», konstatierte die Sömmerdaer Amtsärztin Dagmar Dammers. Si
e
vermisse klare Regeln dazu, unter welchen Bedingungen Veranstaltungen
in Thüringen stattfinden können. «Jede angezeigte Veranstaltung ist
individuell, so dass sich hier bei der Umsetzung der geforderten
Regelung Probleme ergeben, die es zu lösen bedarf», hieß es in Gera.


Im Ilm-Kreis wird dagegen betont, dass mit der Regelung die Bürger
mehr Eigenverantwortung haben, die Behörden aber einen Überblick über

das Geschehen im Land behalten. «Die derzeitige Regelung wird als
bürgerfreundlich und für die Verwaltung gut handhabbar eingeschätzt
»,
erklärte die Sprecherin des Landratsamtes Nordhausen, Jessica Piper.
Für das Gesundheitsamt sei die Nachverfolgung von Kontakten am
wichtigsten, hieß es in Weimar. «Die Regelung ist insoweit sinnvoll,
dass im Falle einer Infektion eine Kontaktpersonennachverfolgung auf
Basis der Teilnehmerliste erleichtert wird», betonte auch Ilona Roth,
Sprecherin des Landkreises Greiz.