Insolvenzen von Kulturzentren wegen Corona befürchtet

Sie veranstalten Konzerte und Theaterabende, fördern Debatten und
lassen sich für private Feiern mieten. Niedersachsens soziokulturelle
Einrichtungen bereichern den Alltag, jedoch sind viele aufgrund der
Pandemie gefährdet.

Hannover (dpa/lni) - In Niedersachsen sind zahlreiche Kulturzentren
wegen der Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht. Drei Monate
hatten soziokulturelle Einrichtungen und Vereine pandemiebedingt
geschlossen, die Wiedereröffnung mit weniger Besuchern unter strengen
Hygieneauflagen ist für viele nicht wirtschaftlich. «Wir sind in
großer Sorge um unsere Mitglieder», sagte Doris Klüver,
Geschäftsführerin des Landesverbands Soziokultur. Die Verluste der
über hundert Mitglieder allein während des Shutdowns belaufen sich
Klüver zufolge insgesamt auf monatlich eine Million Euro.

Nach Angaben des Kulturministeriums in Hannover stehen über den
ersten Nachtragsaushalt zehn Millionen Euro zur Absicherung der
niedersächsischen Kultureinrichtungen zur Verfügung, sechs Millionen
davon entfallen auf das Corona-Sonderprogramm für gemeinnützige
Kultureinrichtungen und Kulturvereine. Weitere Landes- und
Bundesprogramme seien in Vorbereitung. Das Land werde versuchen,
dauerhafte Schließungen von Kultureinrichtungen zu vermeiden, sagte
eine Ministeriumssprecherin.

2018 lagen die Einnahmen der soziokulturellen Einrichtungen
landesweit bei mehr als 31 Millionen Euro, 16 Millionen davon
erwirtschafteten sie selbst, etwa durch Eintritte, Vermietungen,
Kursgebühren und Spenden. Beschäftigt sind in Niedersachsen in der
Soziokultur nach Verbandsangaben mehr als 900 Angestellte, davon
etwa 400 in Minijobs. Hinzu kommen fast 100 Auszubildende,
vier Freiwillige und nahezu 700 Freiberufler. Aus
Verbandssicht reichen die bisherigen Hilfsprogramme nicht aus.

Den Geschäftsführer der Kulturetage Oldenburg, Bernt Wach,
beschäftigen die Auswirkungen der Corona-Krise derzeit rund um die
Uhr. «Mit circa 100 statt 450 Plätzen können wir mit unserem Ha
lle
kein Geld verdienen, dann müssen wir Mitarbeiter entlassen», sagte
er. 20 Mitarbeiter seien derzeit in Kurzarbeit und müssten
dennoch Berge von Arbeit bewältigen, etwa die Rückabwicklung
abgesagter Veranstaltungen. Besonders schlimm sei die Ungewissheit,
wie es im Herbst und Winter weitergehe, sagte Wach.

Die Kulturetage Oldenburg erwirtschaftete nach eigenen Angaben bisher
70 Prozent ihrer Einnahmen selbst, die Hildesheimer Kulturfabrik
Löseke sogar 80 Prozent. Ein coronabedingt eingeschränkter Betrieb
sei nicht kostendeckend, sagte der Geschäftsführer der Kulturfabrik,

Stefan Wehner. Weitere Förderprogramme müssten auch die
Personalkosten berücksichtigen. Auch von der Sumpfblume in Hameln
hieß es, dass es wegen des finanziellen Drucks derzeit schwer bis gar
nicht möglich sei, die Mitarbeitenden aus der Kurzarbeit
zurückzuholen, um wieder öffnen zu können.