Greizer Kreiskrankenhaus bestätigt Infektion von 69 Mitarbeitern

Ein Bericht der Wochenzeitung «Die Zeit» hat in Greiz für Wirbel
gesorgt. Allerdings weist das Kreiskrankenhaus einige Darstellungen
zurück. Unterstützung kommt dabei vom Gesundheitsministerium.

Die Stellungnahme des Kreiskrankenhauses Greiz unten auf dieser Seite.

Greiz (dpa/th) - Das Greizer Kreiskrankenhaus hat bestätigt, dass
zwischen dem 19. März und dem 18. Mai insgesamt 69 Mitarbeiter des
Hauses positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Seither
seien keine neuen Corona-Fälle innerhalb der Klinikbelegschaft
nachgewiesen, teilte das Krankenhaus am Donnerstag in Greiz mit.
Unklar sei, ob die Mitarbeiter sich im beruflichen oder privaten
Umfeld infiziert hatten.

Das Klinikum reagierte mit einer Stellungnahme auf einen Bericht der
Wochenzeitung «Die Zeit». Den darin geäußerten Verdacht, mehr
positive Fälle seien nur deshalb nicht erkannt worden, weil nur
zurückhaltend auf eine Infektion getestet worden sei, wies die Klinik
zurück. Auch aus Sicht des Gesundheitsamtes seien die Testkapazitäten
im Klinikum Greiz zu jeder Zeit ausreichend gewesen.

Das Blatt hatte weiter berichtet, ein Patient habe nach einer
Operation das Zimmer mit einem Covid-19-Patienten geteilt, sei ohne
Test entlassen worden und Tage später ebenfalls an Covid-19 erkrankt.
Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht könne man zu dem konkreten
Einzellfall keine Auskünfte geben, so das Krankenhaus. Man stehe aber
mit der Redaktion der «Zeit» in Kontakt, um den möglicherweise
betroffenen Patienten zu ermitteln und den Fall aufzuarbeiten.
Grundsätzlich würden im Greizer Kreiskrankenhaus Patientenströme
«konsequent voneinander getrennt.»

Bestätigt wurde, dass die Höchstbelegung auf der
Corona-Behandlungsstation des Krankenhauses für einige Tage bei 25
Patienten lag, die von zwei Pflegekräften und zwei Pflegehilfskräften
betreut wurden. «Dies ist eine für Krankenhäuser übliche
Betreuungsrate», so die Klinikleitung.

Der 1:10 Schlüssel, auf den der Artikel in der «Zeit» Bezug nehme,
gelte etwa für die pflegesensitiven Bereiche Geriatrie,
Unfallchirurgie und Neurologie in der Tagschicht, erklärte auch ein
Sprecher des Thüringer Sozialministeriums auf Anfrage. «Da es keinen
eigenen Pflegepersonalschlüssel für «Corona-Stationen» gibt, ist ei ne
Orientierung an dem Schlüssel für pflegeintensive Bereiche
nachvollziehbar.»

Der Kreis Greiz mit rund 98 000 Einwohnern war lange der größte
Hotspot der Corona-Pandemie in Thüringen und sorgte mit hohen
Infektionsraten auch bundesweit für Aufsehen. Nach Zahlen des
Sozialministeriums sind bisher in dem Ostthüringer Landkreis 669
Menschen positiv auf das neuartige Virus Sars-CoV-2 getestet worden,
48 sind an oder mit einer solchen Infektion gestorben.

Unterdessen verharrt die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen mit
dem Coronavirus in Thüringen auf niedrigem Niveau. Insgesamt haben
sich seit Beginn der Pandemie laut Staatskanzlei bislang 3260
Menschen nachweislich infiziert. Schwer verlaufen ist die Infektion
den Angaben zufolge bei 102 Erkrankten, die auf Intensivstationen
behandelt werden mussten. 181 Menschen mit einer Corona-Infektion
starben. Nach Schätzungen sind in Thüringen 3050 Menschen wieder
genesen.

Hier die Stellungnahme des Kreiskrankenhauses Greiz:

Infektionen der Mitarbeiter

Insgesamt wurden im Zeitraum vom 19. März bis 18. Mai 69 Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet, seitdem gibt es KEINE positiv getesteten Mitarbeiter-Fälle in der Klinik Greiz mehr. Der Ursprung der Infektion kann dabei sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld liegen. Eine erhöhte Infektionsrate unter den Mitarbeitern ist dabei sicherlich auch auf das erhöhte Infektionsgeschehen im gesamten Kreis Greiz zurückzuführen.

Positiv getestetes Personal war zu keiner Zeit nach Bekanntwerden des Testergebnisses mehr im Krankenhaus tätig. Gemäß den Empfehlungen des RKI dürfen positiv getestete Mitarbeiter erst dann wieder zum Dienst erscheinen, wenn sie zuvor zweimal (im Abstand von 48 h) negativ getestet wurden.

Dem Vorwurf mangelnder Testungen widersprechen wir deutlich. Dank engmaschiger Tests konnten schon früh infizierte Mitarbeiter identifiziert und Maßnahmen zu deren Ausgliederung sowie Isolierung ergriffen werden. Bei den Testungen der Mitarbeiter und Patienten wurde und wird stets streng nach den RKI-Vorgaben verfahren. Anfänglich wurden Mitarbeiter des Krankenhauses umgehend mittels Rachenabstrich auf eine Corona-Infektion untersucht. Mit Ausweitung der Testungen wurden allen Mitarbeitern zusätzliche Blutantikörpertests angeboten. Mitarbeitertestungen sind auch aktuell Bestandteil der Vorsorgemaßnahmen. Auch aus Sicht des Gesundheitsamtes waren die Testkapazitäten im Klinikum Greiz zu jederzeit ausreichend. Mitarbeiter sind zudem angewiesen durch Selbstbeobachtung und Fiebermessen den eigenen Gesundheitszustand kritisch zu überwachen.

Rückverfolgung

Im Beitrag der ZEIT wird auf einen konkreten Patientenfall eingegangen. Aufgrund der Bindung an die Ärztliche Schweigepflicht, der DGSVO und zum Schutze des Patienten können wir derzeit keine Auskünfte zu diesem Fall machen. Dieser Fall wurde uns von der ZEIT auch nicht zur vorherigen Überprüfung vorgelegt. Wir stehen mit der ZEIT in Kontakt, um den betroffenen Patienten zu kontaktieren und den Fall aufzuarbeiten. Uns ist es sehr wichtig, hier an der Aufklärung mitzuwirken, da zum Beispiel Entlassungsbriefe von unserem Haus keine handschriftlichen Ergänzungen tragen dürfen.

Grundsätzlich werden im Greizer Kreiskrankenhaus Patientenströme konsequent voneinander getrennt. Unsere Mitarbeiter unterliegen einem strengen Hygiene- und Sicherheitsprotokoll, dessen Einhaltung kontrolliert und Mitarbeiter auf die neuen Anweisungen gesondert geschult werden. Die Behandlung infizierter Patienten erfolgt unter Isolation auf der CoronaIsolierstation/Corona-Behandlungsstation, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern und Patienten sowie Mitarbeiter außerhalb der Station nicht mit dem Virus in Kontakt zu bringen.
Bei einer positiven Testung eines Patienten auf einer Nicht-Corona-Station handeln wir streng nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI).
 
Überlastungsanzeigen

Die eingereichten Überlastungsanzeigen wurden durch unsere Verantwortlichen sehr ernstgenommen. Jede Überlastungsanzeige wird grundsätzlich in der Krankenhausleitung besprochen. Zum Leitungsstab gehören Geschäftsführer, Ärztlicher Direktor und Pflegedienstleitung. Darüber hinaus werden der Betriebsrat und der jeweilige Fachbereich einbezogen. Eine Rückmeldung zur Überlastungsanzeige gibt es immer, entweder schriftlich oder mündlich. Eine Rückverfolgung und der Austausch zur entsprechenden Anzeige werden erschwert, wenn diese durch Mitarbeiter anonym abgegeben werden. Wir gehen den in der Anzeige aufgeführten Sachthemen nach und suchen das Gespräch mit den Mitarbeitern. Werden dabei Themen festgestellt, die aufgrund einer zu hohen Arbeitsbelastung zu einem Schaden führen können, so wird selbstverständlich darauf reagiert und die Ursache abgestellt. Dies ist nicht nur versicherungsrechtlich geboten, sondern liegt auch in unserem Selbstverständnis für eine bestmögliche Patientensicherheit.

Pflegekräfte auf Station / Aufnahmestopp

Laut der ZEIT berichten Mitarbeiter, dass die Situation aus Sicht mehrerer Mitarbeiter zeitweise kaum noch unter Kontrolle gewesen sei. Unser Corona-Krisenstab bewertet die Lage jeden Tag neu. Dies gilt auch für die Personalbesetzung der Stationen. Die Anzahl der Pflegefachkräfte richtet sich nach der Betreuungs- und Pflegeintensität der entsprechenden Patienten. Die Höchstbelegung auf der Corona-Behandlungsstation betrug 25 Patienten für wenige Tage, die von zwei Pflegekräften und zwei Pflegehilfskräften betreut wurden. Dies ist
eine für Krankenhäuser übliche Betreuungsrate.

Ein genereller Aufnahmestopp zwischen März und Juni für das Kreiskrankenhaus Greiz (KKH Greiz) war nicht notwendig und wurde auch von den dafür zuständigen Behörden nicht gefordert bzw. angeordnet. Als Krankenhaus für den Landkreis Greiz sind wir unseren Versorgungsauftrag für die Bevölkerung nachgekommen und haben planbare und nichtdringliche Operationen oder Behandlungen in Absprache mit den Patienten und unter medizinische Abwägung der jeweiligen Diagnose im Einzelfall verschoben, soweit dies medizinisch zu rechtfertigen war. Behandlungen, die medizinisch geboten waren, sind auch weiterhin vorgenommen worden, ebenso wie die Behandlung von Notfallpatienten. Diese Behandlungen haben immer unter Berücksichtigung und Einhaltung der strengen Hygieneund Schutzmaßnahmen stattgefunden, um eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus zu verhindern. Ebenfalls den Empfehlungen des RKI folgend wurde ein Besucherstopp
verhängt, wodurch das Infektionsrisiko weiter gesenkt wurde.