Unicef: Gerade in Corona-Krise die Gewalt gegen Kinder bekämpfen

Berlin (dpa) - Weil Kinder seit Ausbruch der Corona-Krise
offensichtlich häufiger als vorher Opfer von Gewalt sind, fordert
Unicef Deutschland, die Hilfsangebote auszubauen. «Gewalt kann
langanhaltende Narben im Leben von Kindern hinterlassen», sagte am
Donnerstag die UN-Sonderbeauftragte zu Gewalt gegen Kinder, Najat
Maalla M'jid. «Die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer
Eindämmung haben für Kinder das Risiko erhöht, dass sie Gewalt in
ihrem Zuhause, online und in ihrem Umfeld erfahren.» Gleichzeitig
seien grundlegende Unterstützungsangebote, um Gewalt zu verhindern
und darauf zu reagieren, genau zu dem Zeitpunkt eingeschränkt, an dem
Kinder sie am dringendsten benötigten.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und ihre sozialen und
wirtschaftlichen Folgen haben Unicef zufolge insbesondere für zuvor
gefährdete Kinder erhebliche Belastungen nach sich gezogen. Die aus
den Einschränkungen ausgelösten Stressfaktoren bedeuteten ein
erhöhtes Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Bei Entscheidungen zur
Bekämpfung der Pandemie müssten daher die Auswirkungen auf Kinder und
auf deren Rechte ein größeres Gewicht erhalten und der Kinderschutz
als systemrelevant anerkannt werden. In mehreren Ländern hätten
Hilfetelefone für Missbrauch erheblich mehr Anrufe verzeichnet, so
Unicef.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte, die
Kinderrechte müssten gestärkt werden. «Ich möchte, dass wir endlich

die Kinderrechte im Grundgesetz verankern. Das wäre ein klares
Signal, die Interessen der Kinder in allen Belangen, die sie
betreffen, an erste Stelle zu setzen, Kinder angemessen zu beteiligen
und ihre Stimme wahr- und ernst zu nehmen.»

Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, es sei
Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. «Es ist höchste Zeit, die
Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und damit weiter an einer
Zukunft ohne Gewalt gegen Kinder zu arbeiten.»

Gewalt gegen Kinder ist nach Angaben des Kinderhilfswerks weltweit
verbreitet. Schätzungen zufolge sei jährlich jedes zweite Kind
zwischen 2 und 17 Jahren von physischer, sexueller oder psychischer
Gewalt betroffen. Schockierende Verbrechen an Kindern, wie zuletzt in
Münster oder Lügde, fänden punktuell große Beachtung. Gleichzeitig

blieben die vielen alltäglichen Gewalterfahrungen, die Kinder in
ihrem nahen Umfeld oder im Internet erlitten, weitgehend unsichtbar.