USA kämpfen gegen Neuinfektionen an - Trump: Virus wird verschwinden

Gesundheitsexperten schlagen Alarm, mehrere Bundesstaaten bremsen die
Lockerungen der Corona-Restriktionen oder führen einige gar wieder
ein. US-Präsident Trump hält das nicht davon ab, weiter den Eindruck
zu vermitteln, dass das Virus bald der Vergangenheit angehört.

Washington (dpa) - Mehrere US-Bundesstaaten setzen angesichts des
rapiden Anstiegs der täglichen Neuinfektionen ihre Anstrengungen zur
Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus fort. Kalifornien und
Michigan nahmen am Mittwoch Lockerungen zurück, Pennsylvania führte
eine Maskenpflicht ein. US-Präsident Donald Trump glaubt indes weiter
an das Verschwinden des Virus.

Die Wirtschaft werde sich bald wieder erholen und «das Virus wird
irgendwann gewissermaßen einfach verschwinden», sagte der
Republikaner Trump am Mittwoch dem Fernsehsender Fox Business. Die
Demokraten werfen Trump angesichts solcher Äußerungen vor, im Kampf
gegen das Coronavirus kapituliert zu haben - und das, obwohl die
Pandemie in den USA zunehmend eskaliert.

Daten der Universität Johns Hopkins zufolge meldeten die US-Behörden
zuletzt jeden Tag rund 40 000 Neuinfektionen, vor allem aus den
südlichen Bundesstaaten Florida, Texas, Arizona, Georgia und
Kalifornien. Die aktuellen Zahlen der Neuinfektionen sind damit höher
als jene im April und im Mai, dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie.
Den Daten vom Mittwoch zufolge wurden etwa am Dienstag fast 45 000
Neuinfektionen gemeldet. Insgesamt wurden in den USA bereits mehr als
2,6 Millionen Corona-Infektionen und mehr als 127 000 damit
zusammenhängende Todesfälle erfasst.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, sagte, das Land
befinde sich mittlerweile in einer anderen Situation als zu Beginn
der Pandemie. Sie verwies - wie auch Trump so oft - darauf, dass
mittlerweile deutlich mehr getestet werde. «Wir sind ausgestattet für
das, was wir am Horizont sehen», sagte sie in einer Pressekonferenz.
Einer der führenden Corona-Experten des Landes, der Immunologe
Anthony Fauci, hatte am Dienstag gesagt, die USA bewegten sich in die
falsche Richtung. Wenn die Situation nicht unter Kontrolle gebracht
werde, könnte es bald täglich bis zu 100 000 Neuinfektionen geben.

US-Vizepräsident Mike Pence setzte am Mittwoch seine Reisen in
besonders betroffene Staaten fort. Nachdem er am Sonntag Texas
besuchte, kam er am Mittwoch in Arizona mit dem dortigen Gouverneur
Doug Ducey zusammen. Pence sagte dem Gouverneur mitreisenden
Reportern zufolge zu, dem Staat zu helfen, das medizinische Personal
um 500 Kräfte zu verstärken. «Hilfe ist auf dem Weg», sagte Pence d
en
Angaben zufolge.

Ducey rief die Menschen in seinem Bundesstaat auf, Masken zu tragen,
wenn sie ihr Zuhause verließen, und soziale Distanz zu wahren.
Arizona habe schon einmal die Virus-Ausbreitung verlangsamt,
sagte Ducey. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, es wieder zu
tun. Vergangene Woche hatte Trump noch einen Auftritt mit
zahlreichen Zuschauern in dem Bundesstaat abgehalten.

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom teilte mit, dass
Restaurants in 19 stark betroffenen Bezirken - darunter Los Angeles
County - ihre Innenbereiche für Gäste wieder schließen müssten. Das

gelte auch für den Betrieb von Kinos, Weingütern, Museen und Zoos.
Die Einschränkungen sollten mindestens drei Wochen lang gelten.
Bereits am Sonntag hatte Newsom die erneute Schließung von Bars in
vielen Teilen Kaliforniens angeordnet. Auch für das kommende
Feiertagswochenende wurden Maßnahmen verhängt, um
Menschenansammlungen zu vermeiden.

Für Teile Michigans ordnete Gouverneurin Gretchen Whitmer an, dass
Bars ihre Innenbereiche wieder schließen müssen, und verwies darauf,
dass das Infektionsgeschehen auch mit den Lokalen zusammenhänge. Im
Bundesstaat Pennsylvania wurde eine Maskenpflicht angeordnet. Diese
sei nötig, um den jüngsten Anstieg an Coronafällen zu stoppen, teilte

Gouverneur Tom Wolf mit.

Trump machte deutlich, dass er nichts von einer landesweiten
Maskenpflicht hält. Es gebe viele Orte, an denen soziale Distanz
gewahrt werden könne, sagte er Fox Business. Trump wird immer wieder
damit konfrontiert, dass er sich in der Öffentlichkeit nicht mit
Maske zeigt und mit gutem Beispiel vorangeht. Zudem hat er bereits
wieder Wahlkampfveranstaltungen abgehalten, bei denen die Zuschauer
nicht verpflichtet wurden, Masken zu tragen.

Er habe keine Probleme damit, eine Maske zu tragen, sagte Trump. «Ich
hatte sogar eine Maske auf (und) ich mochte irgendwie, wie ich
ausgesehen habe», sagte er. «Es war eine dunkle, schwarze Maske und
ich fand, es sah in Ordnung aus.» Er habe ausgesehen wie «Lone
Ranger», eine fiktive Figur, die unter anderem aus Westernfilmen
bekannt ist - und eine Augenmaske trägt.