Corona-Kurve in Schleswig-Holstein stark abgeflacht

Schutzmaßnahmen bremsen das Virus aus. Die Zahl der
Corona-Neuinfektionen ist im Norden deutlich gesunken. Für den
Virus-Experten Fickenscher sind die Zusammenhänge klar. Der Mediziner
warnt vor Leichtsinn und erwartet eine spannende Erkältungszeit.

Kiel (dpa/lno) - Das neue Coronavirus hat sich im Mai und im Juni in
Schleswig-Holstein weit geringer verbreitet als in den beiden Monaten
zuvor. Rund 70 Neuinfektionen wurden landesweit im Juni offiziell
gemeldet, wie aus den Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Im
Mai waren es noch fast 400, im April deutlich mehr als 1400 und im
März über 1200. Unter dem Strich standen bis zum 30. Juni 3159
offiziell erfasste Fälle. An den letzten beiden Juni-Tagen waren es
mit 7 und 5 aber wieder etwas mehr als meist in den Wochen zuvor.

7 Menschen starben im Juni im Zusammenhang mit dem Sars-CoV-2-Virus,
nach 35 im Mai, 100 im April und 10 bis Ende März. Die erste
Ansteckung eines Schleswig-Holsteiners mit dem Virus war am 28.
Februar gemeldet worden.

«Die Epidemie ist durch die Maßnahmen effizient abgewürgt worden»,

sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Prof. Helmut Fickenscher,
der Deutschen Presse-Agentur angesichts der Corona-Kurve. Aber: Die
Gefährdung sei weiterhin vorhanden. «Die zweite Welle kommt dann,
wenn wir mit unserer Disziplin nachlassen.» Mund-Nasen-Bedeckung und
Abstand halten seien nach wie vor erforderlich.

Spannend werde es in der winterlichen Erkältungszeit, wenn sich viele
Menschen wieder in geschlossenen Räumen aufhalten werden, sagte
Fickenscher, der auch Präsident der Deutschen Vereinigung zur
Bekämpfung der Viruskrankheiten ist. «Alle Menschen mit Schnupfen
werden dann daheim bleiben.» Dies sei ein großer Unterschied zu
sonst. «Das «Weichei», das einfach zu Hause bleibt, gibt es dann
nicht mehr», sagte Fickenscher. «Ich habe mich früher auch krank zur

Arbeit geschleppt - da war ich ein Vorbild in die falsche Richtung.»

Auf die Frage nach Risiken durch den wieder kräftig hochgefahrenen
Tourismus sagte Fickenscher, hier sehe er den Tagestourismus am
problematischsten. «Im Hotel fällt es auf, wenn jemand erkältet ist.
»
Mit einigen tausend Tagestouristen werde es in Orten wie Scharbeutz
aber viel enger, als wenn nur gebuchte Gäste dort wären. Insofern sei
es klug, in solchen Situationen keine weiteren Besucher mehr
hereinzulassen.