Corona-Lage in Altersheimen beruhigt sich

Pflegeheime standen lange im Fokus bei der Ausbreitung des
Coronavirus. Nun hat sich die Lage in den Einrichtungen beruhigt.
Gebannt ist die Gefahr allerdings nicht.

Hannover (dpa/lni) - Die Corona-Lage in niedersächsischen Alters- und
Pflegeheimen hat sich entspannt. Nach einer Auswertung des
Gesundheitsministeriums sind derzeit rund 60 Bewohnerinnen und
Bewohner sowie 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 21 Pflegeheimen
infiziert. Die Zahlen seien im Vergleich zu den Vormonaten deutlich
gesunken, sagte eine Ministeriumssprecherin. Dennoch ist das Virus
für Menschen in Pflegeeinrichtungen eine besondere Gefahr, wie die
Statistik zeigt. Fast die Hälfte der rund 630 bislang mit dem Virus
in Niedersachsen gestorbenen Menschen lebte in einem Pflegeheim.

Aus Sicht der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege
ist die Situation in den niedersächsischen Heimen derzeit sehr
stabil. «Es gab einzelne Situationen, die aber lokal begrenzt blieben
und auch in den Einrichtungen gut kontrolliert waren», sagte Jens
Starkebaum. Inzwischen sei es einfacher, an Schutzmaterialien zu
kommen. «Das hat sich deutlich entspannt. Notwendig bleibt aber eine
garantierte Verfügbarkeit von ausreichend Schutzausrüstung in
Deutschland.» Außerdem sei ein umfassendes Testprogramm wichtig.

Pflegekräfte müssten regelmäßig und unabhängig von Verdachtsgrü
nden
getestet werden. «Die Testkapazitäten dafür sind da und sollten
kostenfrei zur Verfügung gestellt werden», so Starkebaum, der
Sprecher des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist. Der Verband hat
derzeit den Vorsitz der Landesarbeitsgemeinschaft, zu dem auch
Bezirksverbände der Arbeiterwohlfahrt, Verbände der Caritas, des
Deutschen Roten Kreuzes, Einrichtungen des Diakonischen Werkes und
der Landesverband der Jüdischen Gemeinde von Niedersachsen gehören.

Einen Ausbruch mit mehr als 20 Infizierten gibt es den Daten der
Landesregierung zufolge derzeit nur in einer Einrichtung im Landkreis
Verden. In dem Altersheim in Oyten wurden bis Dienstag 33 Bewohner
sowie 17 Beschäftigte positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet. Fünf
infizierte Menschen aus dem Heim sind gestorben. Um weitere
Infektionen früh zu erkennen, wurden die Beschäftigten von allen neun
Pflegeheimen in Oyten getestet.

Wie gefährlich das Virus für Heimbewohner sein kann, zeigte sich im
April in einer Einrichtung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen
in Wolfsburg. Dort breitete sich das Virus aus, nach Angaben der
Stadt starben bislang 45 Bewohner mit einer Coronavirus-Infektion.
Seit Anfang Mai gab es keine Todesfälle mehr. «Im Hanns-Lilje-Heim
sowie in allen anderen Pflegeeinrichtungen im Stadtgebiet sind
bereits seit mehreren Wochen keine neuen Infektionsfälle
aufgetreten», sagte die Sprecherin der Stadt.

In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes rund 1980 Pflegeheime. Davon sind etwa 1230 in
privater Trägerschaft, 700 in freigemeinnütziger Trägerschaft und 50

in der öffentlichen Hand. Demnach bieten alle Träger zusammen etwa
114 000 Pflegeheimplätze an und haben insgesamt rund 90 400
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Einrichtungen für Menschen mit
Behinderungen, ambulante Pflegedienste und Einrichtungen für
betreutes Wohnen stehen der Landesarbeitsgemeinschaft zufolge vor den
gleichen Herausforderungen wie Alters- und Pflegeheime.