Netzwerk: Antimuslimischer Rassismus braucht mehr Beachtung

Düsseldorf (dpa) - Zum Tag gegen antimuslimischen Rassismus an diesem
Mittwoch fordert eine Allianz mehr Beachtung für das Thema. «Die
Mehrheitsgesellschaft ist in puncto antimuslimischer Rassismus nicht
genügend sensibilisiert», erklärte eine Sprecherin der CLAIM Allianz

gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit.

Ein Projekt des Netzwerkes sei die Verbesserung der Datenlage zu
islamfeindlichen Übergriffen. Im vergangenen Jahr habe es bundesweit
950 islamfeindliche Straftaten gegeben. Das gehe aus den Erhebungen
des Innenministeriums hervor. «Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Die Dunkelziffer schätzen Expert*innen achtmal so hoch ein», sagte
die Sprecherin. Aufgrund der bisher fehlenden Sensibilisierung
könnten Sicherheitsbehörden antimuslimische Straftaten nicht immer
erkennen und entsprechend einordnen. Auch sei die Scheu bei
Betroffenen hoch, Übergriffe zu melden.

Seit 2017 setze sich das Netzwerk mit verschiedenen Projekten gegen
antimuslimischen Rassismus und für mehr Sichtbarkeit ein. Dieses Jahr
habe es aufgrund der Corona-Krise vor allem Online-Aktionen gebeben.
Zudem hängen eigenen Angaben nach in mehreren Städten Plakate, die
«die Alltäglichkeit von antimuslimischem Rassismus» zeigen. «Von
Schmierereien mit Schweineblut, Ablegen von Tierkadavern,
heruntergezogenen Kopftüchern, Beleidigungen bis hin zu
Brandstiftungen - alles ist dabei.»

Der Tag gegen antimuslimischen Rassismus soll an die Muslimin Marwa
El Sherbini erinnern, die am 1. Juli 2009 in einer
Gerichtsverhandlung um rassistische Beleidigungen von dem Angeklagten
mit 16 Messerstichen erstochen wurde. Die Apothekerin hinterließ
einen Sohn und ihren Ehemann und war zum Zeitpunkt des Mordanschlags
schwanger.