Corona-Ausbruch bei Caterer - Flüchtlingsunterkünfte unter Quarantäne

Im Landkreis Starnberg gibt es einen neuen Corona-Hotspot. Betroffen
sind ein Caterer und Flüchtlingsunterkünfte. Noch ist die Dimension
nicht ganz klar. Aber: Ein Lockdown ist derzeit nicht geplant.

Starnberg (dpa/lby) - Nach der Schließung eines Cateringunternehmens
im Landkreis Starnberg wegen eines Corona-Ausbruchs haben die
Gesundheitsbehörden weitere Tests auf den Weg gebracht und mehr
Flüchtlingsunterkünfte unter Quarantäne gestellt. Gesucht werden nun

die Kontaktpersonen der über 40 Infizierten. «Das Wichtigste ist
jetzt, Infektionsketten zu unterbrechen», sagte eine Sprecherin des
Landratsamtes Starnberg am Dienstag. Beteiligt seien die
Gesundheitsbehörden von einem halben Dutzend umliegender Landkreise,
wo Beschäftigte des Unternehmens leben.

Zur Frage, ob nun ein Lockdown im Landkreis Starnberg folgt, sagte
Landrat Stefan Frey laut Mitteilung: «Davon sind wir derzeit weit
entfernt. Der Lockdown in einem Landkreis setzt voraus, dass es sich
um ein unspezifisches Ausbruchsgeschehen handelt. Das ist bei uns
derzeit nicht der Fall. Die Infektionsketten sind nachvollziehbar und
auf konkrete Gemeinschaftseinrichtungen (Asylunterkünfte und
Unternehmen) begrenzt.»

Bei der Reihentestung der Mitarbeiter des Cateringunternehmens hätten
sich mittlerweile 45 positive Fälle ergeben, teilte das Landratsamt
am Abend mit. Neben einer Flüchtlingsunterkunft in Hechendorf, in der
zehn der Infizierten lebten, wurden mittlerweile auch Unterkünfte in
Seefeld, Herrsching und Pöcking für 14 Tage unter Quarantäne
gestellt. In den drei Domizilen sei je eine Person positiv getestet
worden. Es würden auch dort alle Bewohner getestet, hieß es.

Die Zahl der Infizierten im Landkreis Starnberg liege trotz des
Ausbruchs unter der wichtigen Marke von 50 pro 100 000 Einwohner
binnen sieben Tagen, sagte die Sprecherin des Landratsamtes. Bei
einem Überschreiten dieser Zahl müssen die Behörden weitergehende
Maßnahmen einleiten. «Wir tun alles, damit das Geschehen sich nicht
weiter ausbreitet», sagte die Sprecherin. «Es sind noch eingrenzbare
Herde. Aber wir müssen wachsam sein.»

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
unterstrich, dass die Auslieferung der Speisen über eine Spedition
erfolgte und bei der Übergabe beide Seiten Mund-Nasen-Schutz trugen.
Zudem würden nur Container in und aus dem Lkw verschoben. «Hierbei
entstehen keine engen Kontakte.» Die Ermittlungen der Behörden
dauerten an. «Alleine aber die geringere Größe des Betriebes und die

Anzahl der Mitarbeiter lassen vermuten, dass die Anzahl der
betroffenen Personen nicht die Dimensionen von Tönnies erreicht.»

Das überregional tätige Catering-Unternehmen apetito teilte am
Dienstagabend mit: «Es liegt noch keine Erkenntnis vor, wie es zu dem
Ausbruch kommen konnte. - Nach aktuellem Kenntnisstand haben
sämtliche Mitarbeiter im Betrieb das bestehende Hygienekonzept mit
Abstandsregelungen und Mundschutz eingehalten.» Bereits zu Beginn der
Pandemie sei ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet worden, das an
allen Standorten umgesetzt werde.

Das Verteilerzentrum in Gilching diene ausschließlich der Belieferung
des LMU-Klinikums Großhadern und des Innenstadt-Campus. Weitere
Kunden wurden nicht versorgt.» Über einen alternativen Plan werde die
Versorgung der Patienten und Mitarbeiter sichergestellt, so das
Unternehmen.

Eine Übertragung des Virus über die Fertigessen ist den Behörden
zufolge sehr unwahrscheinlich. «Bisher gibt es keine Hinweise zu
Infektionsketten von Sars-CoV-2 über den Verzehr von Lebensmitteln,
inklusive tiefgekühlter Lebensmittel», schreibt das Bundesinstitut
für Risikobewertung auf seiner Seite. Die bisher bekannten
Coronaviren Sars und Mers könnten bei minus 20 Grad bis zu zwei Jahre
im gefrorenen Status infektiös bleiben. Die allgemeinen Hygieneregeln
bei der Zubereitung von Lebensmitteln sollten beachtet werden. Da die
Viren hitzeempfindlich seien, könne das Risiko durch das Erhitzen von
Lebensmitteln weiter verringert werden, hieß es beim LGL.

Den meisten der 45 Infizierten geht es laut Landratsamt Starnberg
gut, nur einige hätten leichte Symptome. Die Mehrzahl der gut 100
Mitarbeiter des Caterers sei schon getestet worden. Nur einige, die
am Sonntag nicht erreicht werden konnten, müssten noch Tests
unterzogen werden. Alle Mitarbeiter seien unter Quarantäne gestellt.

Die Infektionen waren entdeckt worden, nachdem am vergangenen
Donnerstag einer der Bewohner aus der Gemeinschaftsunterkunft
Hechendorf wegen leichter Symptome zum Arzt gegangen war. Insgesamt
wurden laut Landratsamt mittlerweile 18 von 33 Bewohnern dort positiv
getestet. Die Infizierten wurden in eine Isoliereinrichtung in
Wackersberg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) verlegt.

Im Landkreis Starnberg waren im Februar die bundesweit ersten
Corona-Fälle aufgetreten. Eine chinesische Mitarbeiterin hatte das
Virus beim Autozulieferer Webasto eingeschleppt. Die Infektionsketten
konnten damals erfolgreich unterbrochen werden - der Betrieb blieb
für zwei Wochen geschlossen, alle Kontaktpersonen mussten in
Quarantäne.