Frankreichs Ex-Gesundheitsministerin verteidigt Reaktion auf Corona

Paris (dpa) - Frankreichs ehemalige Gesundheitsministerin Agnès Buzyn
hat ihren Umgang mit der Corona-Krise verteidigt. «In meinem Amt habe
ich zu keiner Zeit das Risiko unterschätzt», sagte Buzyn am
Dienstagabend vor dem Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung.
Frankreich sei anderen europäischen Ländern voraus gewesen. Als sie
das Ministerium im Februar verlassen habe, um für das
Bürgermeisteramt in Paris zu kandidieren, habe sie den Eindruck
gehabt, das Gesundheitssystem sei vorbereitet.

Mit gut 13 Prozent in Paris schnitt Buzyn bei den Kommunalwahlen am
Sonntag schlecht ab. Sie war die Kandidatin der Partei des
Präsidenten Emmanuel Macron. Bereits nach der ersten Wahlrunde im
März stand Buzyn nach Äußerungen in einem Interview massiv in der
Kritik. Sie erklärte damals, dass der Wahlkampf eine Maskerade
gewesen sei und sie die ganze Zeit davon ausgegangen sei, dass die
Wahl wegen der Covid-19-Pandemie nicht stattfinden würde. Später
bedauerte sie diese Aussage.

Buzyn erklärte, in den Weihnachtsferien erstmals von einer
mysteriösen Lungenkrankheit in China erfahren zu haben. Nach dem
ersten Todesfall in China habe sie den Präsidenten und den Premier
informiert. Die Medizinerin ist sich nach eigenen Angaben der Gefahr
besonders gewusst geworden, als klar wurde, dass das Virus von Mensch
zu Mensch übertragen wird.

Buzyn musste sich auch für den Mangel an Masken rechtfertigen. Der
staatliche Maskenvorrat war in den Jahren vor der Krise immer weiter
zusammengeschrumpft. Buzyn erklärte, rechtzeitig einen
Bestandsaufnahme der Lagerbestände angefordert zu haben. Die
57-Jährige wühlte während des Ausschusses mehrfach in ihre Notizen
und wirkte besonders zu Beginn angespannt. Frankreich ist von der
Covid-19-Pandemie hart getroffen und zählt knapp 30 000 Todesopfer.