Forscher erwarten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,2 Prozent

Düsseldorf (dpa) - Angesichts der andauernden Corona-Krise haben
Wirtschaftsforscher der Hans-Böckler-Stiftung ihre Konjunkturprognose
für das laufende Jahr noch einmal gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt
(BIP) werde 2020 voraussichtlich um 6,2 Prozent sinken, schreiben die
Konjunkturexperten des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Stiftung in einer am
Dienstag vorgestellten Prognose. Im April waren die Forscher noch von
vier Prozent Rückgang ausgegangen. Dafür hoben sie die Prognose für
das Jahr 2021 leicht an und rechnen für das kommende Jahr nun mit
einem BIP-Wachstum von 3,8 Prozent.

Trotz des wirksamen Instruments der Kurzarbeit, um Arbeitsplätze zu
sichern, ist der Studie zufolge eine zunehmende Arbeitslosigkeit
nicht zu vermeiden. Im Jahresdurchschnitt dürften 500 000 Arbeitslose
hinzukommen, im kommenden Jahr noch einmal 130 000 weitere. Das
entspräche dann einer Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent.

Die Hilfsprogramme, der erwartete Europäische Aufbaufonds sowie das
milliardenschwere Konjunkturpaket Deutschlands wirkten sich
stabilisierend aus, meinen die Autoren. «Die Wirtschaftspolitik in
Deutschland hat auf vielen Feldern schnell das Richtige getan, um die
ökonomischen Folgen dieser dramatischen Krise zu mildern», sagt der
wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien.

Allerdings hätten die für die Mehrwertsteuersenkung geplanten 20
Milliarden Euro effektiver eingesetzt werden können, etwa durch einen
höheren Kinderzuschlag, so die Forscher. Außerdem müssten 2021
voraussichtlich erneut gezielte Konjunkturimpulse gesetzt werden, die
auch Klimaschutz und Innovationsfähigkeit berücksichtigten. Als
großes Risiko werten die Forscher eine mögliche zweite
Covid-19-Infektionswelle.