Trotz großer Sorgen wegen Corona-Krise: Haiti öffnet Grenzen wieder

Port-au-Prince (dpa) - Haiti öffnet mitten in der Corona-Krise seine
Grenzen wieder. Das gelte bereits ab Dienstag für die Landgrenze zur
Dominikanischen Republik wie auch für die Flughäfen, teilte Präsident

Jovenel Moïse am Montag (Ortszeit) in einer Ansprache mit. Ab 6. Juli
könnten außerdem Fabriken den vollen Betrieb wieder aufnehmen, sagte
der Staatschef des Karibikstaates. Für andere Institutionen wie
Schulen, Universitäten und Kirchen werde noch an einer Lösung
gearbeitet. Diese sind seit dem 19 März geschlossen.

Vor rund drei Wochen warnte die Organisation Ärzte ohne Grenzen vor
einer besorgniserregend schnellen Ausbreitung des Coronavirus in
Haiti. Auch das dortige UN-Büro teilte vor kurzem mit, das ohnehin
überstrapazierte Gesundheitssystem des ärmsten Landes der westlichen
Hemisphäre werde durch die Pandemie besonders schwer beansprucht.
Auch das soziale Sicherungsnetz sei bereits durch eine seit 18
Monaten andauernde politische, wirtschaftliche, soziale und
institutionelle Krise sehr schwach. Die humanitäre Situation könne
zur Auswanderung vieler Menschen führen.

Offiziell wurden in dem Land mit rund elf Millionen Einwohnern bisher
5847 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 und 104 Todesfälle
infolge einer Covid-19-Erkrankung registriert. Da nur zwei Labors im
Land die Tests bearbeiten könnten, sei die wahre Zahl der Infektionen
deutlich höher, hieß es von Ärzte ohne Grenzen. Hinzu komme, dass
Infizierte stigmatisiert würden und sich daher oft nicht in einem
Krankenhaus behandeln ließen. Ein Problem sei auch die Rückkehr
Tausender haitianischer Migranten aus der Dominikanischen Republik,
die die meisten registrierten Corona-Fälle aller Karibikstaaten hat.