Kurzarbeit in Autoindustrie auf dem Rückzug Von Roland Losch und Christof Rührmair, dpa

Teile der deutschen Autoindustrie haben die Kurzarbeit der
Corona-Krise schon weitgehend hinter sich gelassen, bei anderen ist
sie noch fast allgegenwärtig.

München (dpa) - Die Autoindustrie in Deutschland ist in der
Corona-Krise hart getroffen worden. Meist gehörte massive Kurzarbeit
zur Reaktion der Konzerne. Doch bei vielen Unternehmen ist sie
bereits wieder auf dem Rückzug, wie eine Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur zeigt. Die Bandbreite ist groß - von fünf Prozent
betroffenen Mitarbeitern bis zu zwei Dritteln. Ein Überblick über die
Lage bei wichtigen Akteuren.

BMW

Beim Münchner Autobauer ist die Kurzarbeit wieder massiv gesunken. Im
Juni betraf sie nach Unternehmensangaben nur noch rund 4000
Mitarbeiter. Im April und Mai waren es noch mehr als 30 000 - vor
allem an den Produktionsstandorten Dingolfing, Leipzig, München und
Regensburg. Insgesamt hat BMW in Deutschland gut 84 000 Mitarbeiter.

DAIMLER

Beim Stuttgarter Konzern waren zu Hochzeiten rund 80 Prozent der
Mitarbeiter in Kurzarbeit, bei denen dies möglich war. Seit dem 20.
April fährt das Unternehmen die Produktion aber wieder hoch und seit
Juni sind alle Werke weltweit wieder in Betrieb. Zur aktuellen
Situation gib es keine Zahlen, nur die Auskunft, dass die Kurzarbeit
in einzelnen Bereichen fortgesetzt werde.

AUDI

Bei Audi geht man für Juni von rund 14 900 Mitarbeitern in Kurzarbeit
aus - 9200 in Ingolstadt und 5700 in Neckarsulm. Insgesamt ist also
immer noch fast jeder vierte der 60 800 Audi-Mitarbeiter in
Deutschland betroffen - vor allem in der Fahrzeugfertigung. Dabei
fährt Audi bereits seit Ende April die Produktion schrittweise wieder
hoch. Zumindest in einigen Bereichen soll die Kurzarbeit bis
mindestens Ende Juli weitergehen.

OPEL

Bei den Rüsselsheimern ist die Lage ungünstiger. Ein wesentlicher
Teil der Mitarbeiter in Deutschland sei von Kurzarbeit betroffen,
heißt es. In allen drei Werken, den Werkstätten und vielen Bereichen

von Verwaltung und Entwicklung werde kurzgearbeitet. Genaue Zahlen
nannte Opel nicht, diese änderten sich von Woche zu Woche, hieß es.

BOSCH

Bei Bosch ist etwa ein Drittel der 130 000 Mitarbeiter in Deutschland
von Kurzarbeit in unterschiedlicher Höhe betroffen. Der überwiegende
Teil davon ist im Bereich Mobility Solutions - also dem Geschäft als
Zulieferer für die Autohersteller. Dort dürfte die Quote entsprechend
höher sein. Wie lange die Kurzarbeit noch anhalten wird, ist laut
Bosch offen - die aktuelle Vereinbarung zwischen Konzern und
Arbeitnehmervertretung ermöglicht sie bis Ende des Jahres.

CONTINENTAL

Bei Continental kann man noch keine Zahlen zur Kurzarbeit im Juni
nennen. Der Grad der Inanspruchnahme richte sich dabei nach lokalen
Gegebenheiten, heißt es vom Automobilzulieferer. Im Mai waren rund 30
000 Mitarbeiter betroffen.

ZF

Beim dritten großen Zulieferer ist die Kurzarbeit noch sehr weit
verbreitet. Rund zwei Drittel der 51 000 Mitarbeiter in Deutschland
sind betroffen. Grundsätzlich spürt das Unternehmen die
Nachfrageschwäche zwar in allen Unternehmensteilen, besonders stark
ist sie aber im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich. Ein schneller Abschied
von der Kurzarbeit ist nicht zu erwarten: Man werde sie «bis weit in
die zweite Jahreshälfte benötigen», heißt es.

MAN

Beim Nutzfahrzeughersteller MAN sind knapp 4000 Mitarbeiter in
Kurzarbeit - etwa jeder fünfte in Deutschland. Da die Produktion
inzwischen wieder hochgefahren ist, trifft es dort vor allem Bereiche
wie Verwaltung und Entwicklung. Voraussichtlich werde man mindestens
bis Jahresende auf Kurzarbeit angewiesen sein, so das Unternehmen.