Mehr Corona-Tests in Berlin geplant - aber nicht für alle

Corona-Tests für alle? Was in Bayern bald Wirklichkeit sein soll,
setzt sich Berlin nicht zum Ziel. Aus Senatssicht sprechen
inhaltliche wie finanzielle Gründe dagegen.

Berlin (dpa/bb) - Der Berliner Senat will die Corona-Tests weiter
schrittweise ausweiten - kostenfreie Tests für alle Menschen auch
ohne Symptome wie in Bayern sind aber nicht geplant. Das machte
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci am Montag im Gesundheitsausschuss
des Abgeordnetenhauses deutlich.

«Wir wollen in Berlin mehr testen», sagte die SPD-Politikerin. Das
betreffe auch Personen ohne Symptome. «Aber wir wollen schon auch
gezielter testen.» Gedacht sei hier analog einer Rechtsverordnung des
Bundes an direkte Kontaktpersonen von Infizierten oder an Menschen,
die in Risikobereichen etwa mit Publikumsverkehr arbeiteten.

Bislang lag der Fokus bei den Corona-Tests bei Mitarbeitern in
Gesundheitswesen und Pflege. Zuletzt konnten sich auch Mitarbeiter
ausgewählter Kitas und Lehrer an bestimmten Schulen testen lassen.
Diese Angebot soll nun auf alle Kita-Erzieher und ab Mitte Juli auch
auf alle Lehrer ausgeweitet werden, wie Regierungschef Michael Müller
(SPD) am Wochenende mitteilte.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hatte am Sonntag
angekündigt, dass sich im Freistaat bald jeder - auch ohne Symptome -
auf das neuartige Coronavirus werde testen lassen können. Die Kosten
will der Freistaat übernehmen, sofern die Kassen nicht einspringen.
Kritiker sagen, negativ Getestete könnten sich nach dieser
Momentaufnahme in falscher Sicherheit wiegen. Kurze Zeit später schon
könnten sie sich irgendwo infizieren.

«Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass jeder, der Symptome hat,
zügig getestet wird», sagte Kalayci. Dies bedeute Zielgenauigkeit und
Sicherheit, dass sich nicht andere bei dem Betroffenen infizieren.
Hier seien die Hausärzte von großer Bedeutung. Die Verantwortung für

die Kosten der Tests sieht Kalayci in erster Linie bei den
Krankenkassen.

Nach Angaben von Kalaycis Staatssekretär Martin Matz wurden in Berlin
zuletzt pro Woche zwischen 19 000 und 25 000 Menschen auf Covid-19
getestet. «Es gibt im Moment Planungen, dass es nicht weniger,
sondern mehr Teststellen geben soll», sagte er im Ausschuss - und
zwar in jedem Bezirk eine. Damit solle sichergestellt werden, dass
die erwartete Zunahme «asymptomatischer», also anlassloser Testungen
auch vorgenommen werden kann.

Wie Matz weiter berichtete, verliefen die stichprobenartigen
Corona-Tests von Schülern im Zuge der neuen Teststrategie des Senats
bisher unterschiedlich. Die Quote der teilnehmenden Schüler lag
demnach je nach Klasse zwischen 25 und 100 Prozent. Ein Grund für die
teils geringe Beteiligung an den freiwilligen Tests sei die nötige
Zustimmung der Eltern, die öfter nicht vorlag.

Unterdessen machte Kalayci im Gesundheitsausschuss deutlich, dass
unter den Corona-Neuinfizierten in Berlin der Anteil jüngerer
Menschen steigt. «Bei den neu Infizierten beobachten wir, dass im
Durchschnitt weniger Ältere betroffen sind, stärker im Bereich
Altersgruppe Kinder und deren Eltern, aber auch Jugendliche.» Der
Altersdurchschnitt der Neuinfizierten liege bei etwa 40 Jahren und
sinke bereits seit einiger Zeit. Im Bundesdurschnitt sind Menschen,
die sich mit dem Coronavirus anstecken, laut Kalayci 49 Jahre alt.

Die beiden größeren Corona-Ausbrüche in zwei «Problem-Immobilien»
in
Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg mit einer Bewohnerschaft in
beengten Wohn- und schwierigen sozialen Verhältnissen seien
«eingrenzbar und lokalisierbar» gewesen. «Wir sehen keine Streuung
bei diesen Ereignissen», stellte die Senatorin fest. In
Friedrichshain-Kreuzberg lag der Altersdurchschnitt der 54 positiv
getesteten Hausbewohner ihr zufolge bei 19,5 Jahren.

Am Sonntag war die Zahl bestätigter Corona-Infektionen in Berlin
gegenüber dem Vortag um acht auf 8175 gestiegen. 7217 Menschen sind
laut Gesundheitsverwaltung genesen und 745 aktuell krank. Im
Zusammenhang mit dem Coronavirus starben bisher 213 Menschen.