IHK-Umfrage sieht Wirtschaft zwischen Aufwind und Existenzangst
Schon raus aus dem Krisenmodus, noch mittendrin, den Untergang vor
Augen - die Unternehmen im Norden decken auf dem Weg aus dem Corona-
Lockdown heraus die ganze Palette zwischen Zuversicht und Insolvenz-
Prognosen ab. Besonders düster blickt eine Branche nach vorn.
Kiel (dpa/lno) - Vom Corona-Lockdown erholen sich die Betriebe in
Schleswig-Holstein ganz unterschiedlich. In der am Montag
veröffentlichten vierten Corona-Blitzumfrage der IHK bezeichneten 39
Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, 43
Prozent als befriedigend und 18 Prozent als gut.
Jedes fünfte Unternehmen gab an, die Auslastung sei bereits so hoch
wie vor der Krise oder noch höher. 19 Prozent schätzten, dieses
Niveau im Jahresverlauf zu erreichen. 36 Prozent gingen davon aus,
dass sich die Geschäftslage erst im nächsten Jahr normalisieren wird.
«Inzwischen wird immer deutlicher, dass die Erholung vom Lockdown
sehr ungleichmäßig verläuft», sagte IHK-Präsidentin Friederike C.
Kühn. «Während es für den Einzelhandel und viele
Dienstleistungsbereiche aufwärtsgeht, steuern andere Branchen auf
eine Bruchlandung zu.» An der Umfrage beteiligten sich laut IHK 888
Unternehmen.
Besonders hart ist die Reisewirtschaft betroffen: 43 Prozent der
Unternehmen droht nach eigenen Angaben die Insolvenz. Dies gilt für
27 Prozent aus dem Gastgewerbe und dies trotz umfangreicher
Lockerungen. Aufschwung im Einzelhandel: Dort standen in der dritten
Umfrage die Geschäfte noch in jedem vierten Betrieb still, jetzt in
jedem zehnten. Während Anfang Mai jedes zehnte Unternehmen der
personenbezogenen Dienstleistungen keine negativen Auswirkungen der
Krise sah, ist es inzwischen jedes vierte.
«Obwohl die Beschränkungen für die Wirtschaft weitgehend aufgehoben
sind, ist es zum Aufatmen zu früh», sagte Kühn. Durchwachsen seien
auch die Aussichten für die kommenden zwölf Monate: 27 Prozent der
Unternehmen erwarteten eine bessere und 28 Prozent eine schlechtere
Geschäftslage. 45 Prozent rechneten nicht mit einer Veränderung.
«Mit der neuen Überbrückungshilfe für kleine und mittelständische
Unternehmen hat die Bundesregierung ein kraftvolles Folgepaket
verabschiedet», sagte die IHK-Präsidentin. «Dennoch wird der
Liquiditätsbedarf in den Sommermonaten hoch bleiben.»
Der Umfrage zufolge ist das Eigenkapital in fast jedem zweiten
Unternehmen (47 Prozent) gesunken. 36 Prozent kämpften mit
Liquiditätsengpässen. 31 Prozent planten, ihre Investitionen zu
kürzen. «Erfreulich ist, dass immerhin jedes dritte Unternehmen im
Land keine finanziellen Auswirkungen durch Corona spürt», sagte Kühn.
38 Prozent der Betriebe sind laut Umfrage bisher ohne staatliche
Hilfsmaßnahmen durch die Corona-Krise gekommen. Um ihre Auswirkungen
abzufedern, setzten 29 Prozent auf Kurzarbeitergeld; 37 Prozent
hätten Soforthilfen beantragt. Zurückhaltend sei die Wirtschaft des
Landes bisher auch bei betrieblichen Maßnahmen: So hätten 92 Prozent
ihre Lieferketten beibehalten. 74 Prozent wollten die Zahl der
Beschäftigten nicht ändern. 7 Prozent denken demnach über
Neueinstellungen nach. «Die Ergebnisse zeigen aufs Neue, wie robust
und krisenfest die mittelständisch geprägte Wirtschaft in
Schleswig-Holstein ist», resümierte die IHK-Präsidentin.
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